Bourges
Am Donnerstag, den 10.6.04 begaben wir uns mit Frau Moravec und den französischen Austauschpartnern nach Bourges. In dieser sehr alten Stadt haben wir so einiges erlebt, auch wenn wir häufig nicht wie befohlen in deutsch-französisch gemischten Gruppen umherirrten, sondern eher „landesintern“ blieben. Trotzdem kam unser Französisch nicht zu kurz, da wir uns einige Male verlaufen hatten und nach dem Weg fragen mussten. Aber der Reihe nach. Unser erstes Besichtigungsziel war die Kathedrale St Etienne.
Diese Kathedrale im Baustil der frühen Gotik, die noch etwas romanisch wirkt, wurde um 1195 vom Erzbischof Henri de Sully gegründet. Durch Geldmangel musste allerdings eine Baupause eingelegt werden. Erst 10 Jahre danach wurde der Bau in einem etwas späteren Stil der Gotik fortgeführt, was man an der Fensterform erkennen kann.
An der Frontseite sind fünf große, von fein ausgearbeiteten Skulpturen umrandete Eingangsportale, über denen die zwei mächtigen Türme thronen. Dadurch ergeben sich allerdings auch ein paar „leichte“ Statikprobleme: Im Rechten der beiden Türme wurden nie Glocken eingesetzt (deshalb wird er auch der „stumme Turm“ genannt), da die Vibrationen der großen Glocken den Turm sonst zum Einsturz gebracht hätten . Im 13. Jahrhundert bekam er jedoch Risse und musste durch einen großen Pfeiler verstärkt werden. Der linke größere Turm stürzte sogar 1506 ein und musste neu errichtet werden.
Die von außen unscheinbar grau wirkenden Fenster, entfalten erst von innen ihre wahre Pracht. In strahlenden Farben erzählen sie Geschichten und Szenen aus der Bibel oder den Handwerkszünften. Die riesigen Fenster wurden vom 13. bis ins 17. Jahrhundert hergestellt und wurden teilweise von reichen Familien aus Bourges gestiftet. Beim Betrachten fallen selbst dem Laien die unterschiedlichen Stile der Epochen auf.
Die Kathedrale Saint Etienne prägt zusammen mit den alten Fachwerkhäusern das mittelalterliche Stadtbild. 1992 wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Nach einer ausgiebigen Mittagspause, die die meisten auf einer Parkwiese verbrachten, begaben wir uns zum Schloss von Jacques Coeur.
Jacques Coeur hatte großen und schnellen finanziellen Erfolg, auf Grund dessen er sich dieses prächtige Schloss hat bauen lassen. Sein Reichtum ist auf die Vermählung mit einer reichen Nachbarin zurückzuführen. Jedoch handelte er sich mit seinem Erfolg auch viele Feinde ein und wurde beinahe hingerichtet. Im Alter von 56 Jahren starb er, noch bevor sein Schloss fertiggestellt wurde.
Die hygienische Lage im Schloss war für diese Zeit außerordentlich gut. So gab es beispielsweise Toiletten im Schloss, was zu dieser Zeit alles andere als üblich war; und es gab viele große Kamine, die für eine ausgefeilte Heizung sorgen.
Die Architektur des Schlosses ist für diese Zeit sehr bemerkenswert, denn es gab einen Innenhof, der von dem Gebäude umschlossen war, und es gab viele Treppen, die den zum Teil langen Weg zwischen den Sälen deutlich verkürzte.
Die meisten von uns wirkten zwar nicht sehr interessiert, aber wir hatten trotzdem einen tollen Tag in Bourges, der – wie bei fast jeder Besichtigungstour, die wir während unseres Aufenthaltes dort machten – mit einer sehr langen, aber amüsanten und kurzweiligen Busfahrt endete.
(verfasst von Felix Pohl, 10a)
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