Computer-Party das erste Projekt
Landau: Schülerfirma verteilt Aktien am Max-Slevogt-Gymnasium
19.01.2005 Auch wenn die kürzlich in Landau gegründete Aktiengesellschaft BoS – eine Schülerfirma des Max-Slevogt-Gymnasiums – von einem Gang an die Börse noch weit entfernt ist: Der Aktienverkauf ist im Dezember erfolgreich angelaufen. Die Firmengründer rührten eifrig die Werbetrommel, plakatierten flächendeckend ihre Schule, leisteten Überzeugungsarbeit und bewiesen Verkaufsgeschick. Auf diese Weise fanden 300 Wertpapiere noch vor Weihnachten rasch Abnehmer.
BoS? Was steckt dahinter? BoS ist die Abkürzung für „Börsenorientierte Schülerfirma“ und wurde im Dezember als Bestandteil des MSG-Langzeitprojekts „SCHUB“ (Schule Universität - Beruf) gegründet. BoS will Schulkindern Einblicke in die Strukturen der freien Marktwirtschaft geben und die Jugendlichen fit machen für ihr späteres Berufsleben. Die Firma finanziert sich durch den Verkauf von Aktien, vier Euro kostet das Stück. Die Aktien gelangen allerdings nicht in den freien Handel, kaufberechtigt sind nur Schüler, Lehrer und Mitarbeiter des Gymnasiums oder Mitglieder des Fördervereins.
Betreuender Lehrer bei BoS ist Studiendirektor Alwin Burkhardt. Er half im Vorfeld mit, einige bürokratische Stolpersteine aus dem Weg zu rumen, denn keine Bank wollte den minderjährigen Firmengründern ein Konto einrichten. „Jetzt halte ich eben meinen Kopf hin“, versicherte Burkhardt. Erklärtes Ziel sei jedoch, dass die Schülerfirma eines Tages autark arbeite.
Ihre ersten, offiziellen Schritte auf dem Aktionärsparkett machten die 15 bis 17 Jahre alten Mitglieder des Aufsichtsrates in der vergangenen Woche. „Wir sind da. Wir haben es geschafft, es ist so weit“, freute sich der Vorstandsvorsitzende Fabian Schröder mit unverhohlenem Stolz. In seiner Eigenschaft als Geschäftsführer überreichte der Zehntklässler je eine Gastaktie an den Boss seines Gymnasiums, Hermann Brauner, sowie an den Schuldezernenten der Stadt Landau, Bürgermeister Hans-Dieter Schlimmer.
BoS passe zu den pädagogischen Zielen des Landauer Max-Slevogt-Gymnasiums, hob Schulleiter Hermann Brauner hervor. Die aktive Mitarbeit vermittele den Schülern wichtige Schlüsselqualifikationen wie Teamgeist, Kommunikationsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein und sorge für Motivatonsschübe. Die Zehntklässlerin Samanta Wind berichtete, wie sie ihre Mitschüler zum Aktienkauf motivierte: „Ich habe ihnen erklärt, dass nicht das Geld die Rolle spielt, sondern dass alle Schüler durch unsere Organisation unterstützt werden, aber dafür müssten sie erst einmal die Aktien kaufen!“
„BoS arbeitet ohne Zuwendungen von außen“, betonte Burkhardt, Zwar werde die Firma von der Schulleitung unterstützt, die Verantwortung liege aber letztlich bei der Belegschaft. Also gilt es, den Laden in Schwung zu halten, damit die Kasse klingelt. Da sind innovative Ideen gefragt. Die Tätigkeitsschwerpunkte von BoS liegen in den Bereichen Service und Produktion. Wie beispielsweise Beschaffung und Verkauf von Speisen und Getränken bei Schulfesten, Verkauf von Mützen oder T-Shirts mit dem Schul-Logo oder das Produzieren und Vertreiben von CDs mit Aufnahmen von Schulkonzerten.
Genau wie im richtigen Leben gibt es bei BoS eine Firmenhierarchie und einzelne Abteilungen, die sich mit Buchhaltung, Marketing oder Einkauf befassen. Es gibt sogar ein Kreativitätsteam, dass dafür sorgt, Ideen werbewirksam umzusetzen. Anfang Februar soll das erste Projekt von BoS stattfinden: Die Organisation einer LAN-Party in der Schulturnhalle, zu der rund 50 Teilnehmer erwartet werden.
„Diese Schülerfirma ist eine tolle Sache“, lobte Bürgermeister Schlimmer. Zur Allgemeinbildung gehörten auch lebensweltonentiertes Lernen und Hilfestellung zu Problemlösungen, so Schlimmer weiter. BoS vermittele das notwendige Rüstzeug hierfür. Er dankte Brauner und Burkhardt, den Schülern des MSG solche Lernfelder zu ermöglichen. (ovi)
© RHEINPFALZ, 19.01.2005