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Der junge Sterngucker aus der Südpfalz

„Jugend forscht“-Landessieger aus Landau: Martin Raquet, Max-Sievogt-Gymnasium

15.04.2005 - Jeder kennt sie, die Sichel des Mondes, die in der Nacht am Himmel steht. Was bei weitem nicht so bekannt ist, ist die Sichel der Venus. Denn auch der Planet hat seine Phasen, ist mal als runde Scheibe zu sehen, nimmt mal zu, mal ab. Diese Eigenheit der Venus machte der 16-jährige Martin Raquet, Schüler am Max-Slevogt-Gymnasium (MSG), zum Thema seines „Jugend forscht“-Projektes, mit dem er nun beim Landeswettbewerb in Ludwigshafen den ersten Platz belegte.

Seit zwei Jahren nimmt der junge Forscher an der Astronomie-AG, geleitet von Dr. Albrecht Schultz, Mathematik- und Physiklehrer am MSG, teil. Dr. Schultz war auch der betreuende Lehrer des „Digitalen Venus-Modells“, das Martin Raquet in den vergangenen zwölf Monaten entworfen hat. Zur Idee für das Projekt kam es, erzählt der Zehntklässler, „als die Venus im Transit stand“, das heißt, dass die Venus zwischen Erde und Sonne steht und als Schatten vor der leuchtenden Himmelsscheibe zu sehen ist. In der AG sei dann die Unterhaltung auf die Venusphasen gekommen – und Martin Raquets Forschergeist war geweckt.

„Wie kann man das als Modell darstellen?“, fragte er sich. Ein Stativ mit zwei schwenkbaren Armen, darauf eine halb abgeklebte Glühlampe als Venus und eine Digitalkamera als Erde, stellten am Ende die Planeten dar. Im Dunklen machte Raquet dann mit der Kamera, also von der Erde, Aufnahmen von der Glühlampen-Venus. Bald stellte der Jung-Astronom fest: „Ist die Venus am weitesten von der Erde entfernt, erkennt man sie als sehr kleine, volle Scheibe, steht sie ganz nah an der Erde, ist am Himmel nur ein Rand zu sehen.“

Dann rechnete er das Größenverhältnis zwischen Scheibe und Sichel in Theorie und Realität aus. Martin Raquet erläutert seine Mess-Methode: „Mit einem Lineal habe ich die reale Größe der Venusphasen, wie ich sie mit der Digitalkamera aufgenommen habe, am Computerbildschirm gemessen.“ 0,5 Zentimeter groß, war die volle Scheibe, drei Zentimeter maß die Sichel. Ein Größenverhältnis von 0,17 Astronomischen Einheiten (AE) kam heraus. Eine AE bezeichnet die mittlere Entfernung zwischen Erde und Sonne und beträgt 150 Millionen Kilometer. In der Realität nachgerechnet, mit den Abständen in AE von Erde und Venus, ergab sich dasselbe Ergebnis.

Damit gab sich der 16-Jährige aber nicht zufrieden. Er wollte noch errechnen, bei welchem Abstand zur Erde die Venus bei uns am hellsten zu sehen ist. Raquet entfernte die Digitalkamera und ersetzte sie durch eine Solarzelle. Der Hobby-Astronom folgerte: „Ist die gemessene Stromstärke, die die Solarzelle aufnimmt, am höchsten, fallt am meisten Licht auf die Zelle, also leuchtet die Venus am hellsten.“

Diese These belegte der begeisterte' Sterngucker mit verschiedenen Rechnungen. Unter anderem schrieb er ein Computerprogramm, das die Pixel, also kleinste Einheiten eines digitalen Bildes, in verschiedene Helligkeitsstufen einteilt und zählt. Auch das eigene Programm bestätigte die Messungen aus seinem Modell: „Bei 0,43 Astronomischen Einheiten Abstand zur Erde leuchtet die Venus am hellsten.“ Sein doch recht „primitives Modell“, wie er selbst sagt, reicht also aus, „um die Phasen der Venus gut darzustellen und auch ein klares Maximum an Heiligkeit zu erkennen“, zeigt sich der Forscher stolz auf seine Arbeit.

Viel Zeit steckt in dem Projekt, ein Jahr lang arbeitete Raquet an der „digitalen Venus“, dennoch blieben seine Hobbys wie Tennis, Ski und Snowboard fahren nicht auf der Strecke. Ob er sich in seiner Zukunft auch mit Sternen, Forschen oder Computern beschäftigen will, weiß der 16-Jährige jetzt noch nicht: „Da lass’ ich mich von mir selbst überraschen.“ Seine in diesem Jahr gewählten Leistungskurse Mathe, Physik und Englisch sprechen wohl für eine wissenschaftliche Zukunft, aber zuerst geht es für den jungen Forscher mit seinem Projekt zum Bundeswettbewerb vom 26. bis 29 Mai in Dortmund. Dort muss er sich erneut einer kritischen Jury stellen: die in einem Gespräch von 15 bis 30 Minuten seine „digitale Venus“ beurteilen wird.

Laura Estelmann

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