„Sie waren streng, aber wir haben viel bei Ihnen gelernt“
Der scheidende Leiter des Max-Slevogt-Gymnasiums pflegte einen integrativen Erziehungsstil ohne Verzicht auf Autorität
Von unserem Mitarbeiter Günther Werner
21.07.2005 Vier Jahrzehnte aktiv im Schuldienst, 27 Jahre Leiter des Max-Slevogt-Gymnasiums (MSG) für Oberstudiendirektor Hermann Brauner (64) endet am 31. Juli die Zeit als Lehrer. Er geht in Pension. Morgen sitzt er offiziell zum letzten Mai an seinem Schreibtisch, entlässt die Schüler in die großen Ferien. Aber in der nächsten Woche kommt er stundenweise zurück, um das neue Schuljahr vorzubereiten und seinem Nachfolger Rainer Rothe den Einstieg zu erleichtern.
„Es fällt mir schon schwer, das MSG zu verlassen, weil ich die Arbeit hier gerne gemacht habe“, gesteht er im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Er räumt auch ein, die Schule und vor allem die Menschen in ihrem Umfeld – Schüler, Kollegen, Eltern – künftig zu vermissen. Aber der Zeitpunkt zum altersbedingt zwangsläufigen Abschied sei genau richtig. Er hätte gar nicht weitermachen wollen, auch wenn dies möglich gewesen wäre. Dass der Weggang von „seinem“ Gymnasium einigermaßen leicht falle, sagt er, habe einen Grund: „Ich habe lange Zeit gehabt, mich auf den neuen Abschnitt meines Lebens einzustellen.“
Hermann Brauner, 1940 in Kaiserslautern geboren und in Bad Bergzabern aufgewachsen, zieht eine positive Bilanz seines Lebens als Pädagoge: „Ich habe immer versucht, meine Arbeit gut und gründlich zu machen. Es war ein total erfülltes Leben am MSG, die Tätigkeit hat Spaß gemacht.“ Wie sieht er sich selbst im Rückblick als Lehrer? „In jungen Jahren war ich streng, habe viel verlangt von den Schülern, auf Disziplin relativ großen Wert gelegt. Aber mit zunehmendem Alter bin ich etwas milder geworden, ließ die Zügel lockerer, aber nicht ganz locker.“ Wenn am Ende ihrer Schulzeit Schüler zu ihm kamen und sagten: „Sie waren streng, aber wir haben viel bei Ihnen gelernt“, dann freute ihn das und war ihm Bestätigung für sein pädagogisches Konzept. Seine Linie als Lehrer beschreibt Brauner im Nachhinein so: „Ich habe versucht, einen sozialintegrativen Erziehungsstil zu pflegen ohne Verzicht auf Autorität.“
Nach dem Abitur in Landau am heutigen OHG und nach Absolvierung des Wehrdienstes studierte Brauner an der Universität Karlsruhe Mathematik, Physik und Sport. Bei der Bundeswehr hatte er sich entschieden, Lehrer zu werden – wie sein Vater. Knapp nach Vollendung des 37. Lebensjahres wurde er 1978 Leiter des MSG. Rückblickend stellt er fest: „Es war der richtige Weg, den ich gegangen bin. Ich bereue nichts.“
Im Ruhestand will der Pensionär öfter ins Theater und zu Konzerten gehen, etwas intensiver als zuletzt Tennis spielen und joggen, als Heimwerker Arbeiten im eigenen Haus in Oberhausen in Angriff nehmen. Und er spielt mit dem Gedanken, an der Universität Landau ein Seniorenstudium aufzunehmen („Um fit zu bleiben und den eigenen Horizont zu erweitern“). Er denkt an die Fächer Geschichte, Literatur, Mathematik. Mitte 2006 soll er Präsident seines Lions-Clubs werden, nachdem er bereits Stellvertreter ist. Der Deutsch-Französischen Gesellschaft, deren Vorstandschaft er angehört, will er in Zukunft mehr Zeit widmen. Auch in seinem Wohnort rechnet man mit ihm.
„Ich werde aus der Distanz das Geschehen am Max-Slevogt-Gymnasium aufmerksam verfolgen“, sagt er und hofft, dass er zu Schulfesten eingeladen wird, um den Kontakt zur Schule nicht abreißen zu lassen.
© RHEINPFALZ 21. Juli 2005
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