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Der Klassensaal als Hörsaal

Der nigerianische Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Efurosibina Adegbija sprach am Max-Slevogt-Gymnasium über „Language and Culture in Nigeria“

30.09.2004 - Den Englisch-Leistungskursen des Max-Slevogt-Gymnasium wurde am 23.9.2004 eine Veranstaltung der besonderen Art geboten: Prof Dr. Efurosibina Adegbija aus Lagos, Nigeria, sprach über die Sprache und Kultur seines Heimatlandes. Adegbija, der gegenwärtig als Humboldt-Stipendiat am Institut für Anglistik in Landau forscht, ist ein ausgewiesener Kenner der sprachlichen Situation in den mehr- und vielsprachigen Gebieten Afrikas. Im Rahmen des Programms SchUB (Schule - Universität - Beruf) des MSG konnte der stellvertretende Direktor Hans-Joachim Klingel den Linguisten für einen Vortrag für die Oberstufenschüler gewinnen.

Und die kamen zahlreich und warteten auf den Gast mit Neugier, aber auch mit gemischten Gefühlen -„Ob ich das Englisch des Professors überhaupt verstehen werde?“ war eine Frage, die man immer wieder hörte. Nachdem der Schulleiter Hermann Brauner den Redner begrüßt und Prof Dr. Martin Pütz vom Institut für Anglistik in Landau den Schülern das Thema des Nachmittags vorgestellt hatte, begann Adegbija seinen Vortrag.

Mit Erstaunen nahmen die Schüler zur Kenntnis, dass man in Nigeria rund 500 verschiedene Sprachen registriert hat, von denen Yoruba, Hausa und Igbo die größten sind. Wohlgemerkt: Sprachen, nicht Dialekte. Die gibt es natürlich auch, und es passiere durchaus, so Adegbija, dass zwei Nigerianer mit der gleichen Muttersprache aufeinandertreffen und sich trotzdem nicht verstehen.

Nicht-heimische Sprachen runden die sprachliche Landkarte Nigerias ab: Im Englischen spiegelt sich das koloniale Erbe des Staates wider. Ferner dringt das Französische durch die Nachbarschaft mit französischsprachigen Staaten ein, und das Arabische ist als Sprache der Religion (Islam) für einen Großteil der Bevölkerung von Bedeutung.

Für die Schüler waren Adegbijas Bemerkungen zum nigerianischen Pidgin-Englisch von besonderem Interesse, zumal er eindringlich unter Beweis stellte, dass „Englisch“ eben nicht nur das Idiom der Vereinigten Staaten und des Vereinigten Königreichs ist – eine Tatsache, die übrigens erst in den vergangenen Jahren Einzug in Lehrpläne und Schulbücher gefunden hat. Fur Amüsement sorgten Begriffe, die auf das nigerianische Englisch beschränkt sind: „A man of timber and calibre" (wörtlich "ein Mann von Holz und Kaliber“) ist ein reicher Mann, und „chewing stick“ („Kaustecken“) bedeutet nichts anderes als Zahnbürste.

Von dem Klang des westafrikanischen Englisch konnten sich die Schüler ebenfalls einen Eindruck machen, da dies die Sprache von Adegbijas Vortrag war.

Der Sprachwissenschaftler erklärte, dass zwar lediglich 20% der Bevölkerung Nigerias Englisch spricht; die Weltsprache sei aber allgegenwärtig. Das Internet, das Fernsehen und die Medien sind Domänen des Englischen. Zum Vergleich: Drei Dutzend englische Zeitungen gibt es in Nigeria; hingegen erscheinen nur vier in den einheimischen Sprachen.

Die Kultur Nigerias war das zweite Thema Adegbijas. Und dies war für die Zuhörer in der Tat ein interkulturelles Erlebnis. Große Aufmerksamkeit erhielt der Professor für seine Erklärungen zum nigerianischen (Groß-)Familienleben. Für Staunen sorgte die Tatsache, dass man ältere Menschen nicht mit dem Namen ansprechen darf und dass man sich vor ihnen stets verbeugt, da Alter in Nigeria mit Weisheit gleichgesetzt wird. Dass die meisten Speisen in Nigeria nicht gekaut, sondern geschluckt werden, war wohl für alle Zuhörer neu.

Adegbija schloss seinen Vortrag mit Anmerkungen zu der vielfältigen nigerianischen Kunst, Musik und Literatur.

Dass sein Vortrag nicht auf taube Ohren gestoßen war, zeigte. sich an. der anschließenden Diskussion. Die Schüler hatten noch einige Fragen, aus denen sich eine lebhafte Diskussion entwickelte.

Mit den Dankworten des stellvertretende Schulleiters gingt eine kurzweiliger Nachmittag für die Schüler des MSG zu Ende. Und in den Gängen des Schulhauses hörte man noch so manchen von chewing sticks sprechen.

Peter Hohwiller

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