„Ich will tanzen, tanzen und noch mal tanzen“
Svea Schneider hat den Sprung an das Broadway Dance Center in New York geschafft. – Bereits erstes Geld im US-Show-Geschäft verdient
09.09.2004 Viele junge Leute haben mehr auf dem Kasten, als nur in denselben zu glotzen. „Die Jugend von heute“, ob sie sich nun eigene Träume zu erfüllen vermag oder ihren Mitmenschen mit sozialem Engagement zur Seite steht, ob sie den Alltag auf unkonventionelle Art und Weise meistert oder die Zukunft mit Traditionsbewusstsein schultert, ist besser als ihr Ruf.
Svea Schneider weiß genau, was sie will: „Tanzen, tanzen und noch mal tanzen und immer, immer mit dem Tanzen zu tun haben.“ Den eigenen Körper spüren, Bewegung und Musik eins werden lassen und dabei „persönliche Bestleistungen“ erreichen. Svea wusste schon als kleines Mädchen, was sie wollte, als sie mit fünf Jahren erstmals die Ballettschuhe schnürte. Und dieses Ziel hat sie auch nach dem Abitur, das sie 2002 am Max-Slevogt-Gymnasium machte, nicht aus den Augen verloren. Heute trainiert sie, mit gerade mal 22 Lenzen, am Broadway Dance Center in New York.
Da es der ehrgeizigen und zielstrebigen jungen Frau auch keineswegs an Selbstbewusstsein mangelt, konnten ihr alle Zweifel von Mitmenschen nichts anhaben. „Was? Du willst nach New York tanzen gehen? Das ist doch keine richtige Ausbildung! Du willst wohl die zweite Britney Spears werden“, so unkten die Schulfreundinnen um die Wette. „Manche können’s noch immer nicht verstehen, dass mir die Sache ernst ist.“
So ernst, dass Svea – ermutigt durch viele erfolgreiche Teilnahmen an Talentwettbewerben – sofort nach dem Abi nach Amerika ging, um einen Sommerintensivkurs am Broadway Dance Center zu belegen. „Das war ziemlich toll“ und ein endgültiger Beweis dafür, dass jedwedes Training zuvor „nur Pille-Palle-Tanzen“ war. Zunächst allerdings musste die unternehmungslustige Pfälzerin wieder zurück nach „Good Old Germany“, denn auch in München hatte sie sich an der renommierten Iwanson-Tanzschule für einen Intensivtanzkurs angemeldet. Dabei machte sie einen so guten Eindruck, dass man ihr prompt einen Ausbildungsvertrag anbot. Drei Jahre lang hätte sie dort lernen müssen, um einen qualifizierten Abschluss zu erreichen. Aber Ihr Ziel war nun bereits neu gesteckt.
„Die Zusage zu meiner Bewerbung am Broadway Dance Center kam binnen zwei Wochen“, strahlt die junge Frau noch heute beim Gedanken an die vielleicht tollste Post ihres Lebens, und so kehrte sie München nach einjähriger Ausbildung den Rücken. „Es ist zwar gut, wenn man einen Abschluss in der Tasche hat, aber es kommt letztendlich doch darauf an, was man kann“, dachte sich Svea, wohl wissend, dass am Broadway „wesentlich schneller, härter, anspruchsvoller und vielseitiger“ trainiert wird. Jetzt also ist sie „mittendrin im Showgeschäft“, wird unterrichtet von Tanzlehrern und Choreografen, die auch für Mariah Carey, Beyoncé, Jennifer Lopez und Janet Jackson arbeiten und kann sich deshalb „immer am Besseren orientieren“.
Freilich war der Sprung über den großen Teich weder einfach noch billig. Allein die Grundgebühr der Tanzschule beträgt jährlich 7750 Dollar, dazu kommen Extrakosten für zusätzliche Trainingseinheiten, und schließlich muss man ja auch noch leben. „Ich habe alles in einen Topf geworfen, um meinen großen Traum zu verwirklichen“, meint die hübsche Landauerin, die ihren Eltern dankbar für deren finanzielle und moralische Unterstützung ist.
Seit zehn Monaten ist Svea nun in der flirrenden Metropole und hat ihre Entscheidung noch keine Sekunde bereut, obwohl es auch harte Brocken zu verdauen gab, etwa bei der schwierigen Wohnungssuche, bei der man „ziemliche Löcher“ zu sehen bekommt, oder als unfreiwillige Augenzeugin einer Schießerei auf offener Straße. Aber die positiven Eindrücke überwiegen. „New York ist großartig. Du kannst jeden Tag was Neues entdecken, es ist nie, nie langweilig. Ich bin immer auf dem Sprung, ins Theater, ins Musical, in die Oper – ich lass’ mich gerne mitreißen!“ Die Tanzausbildung hat freilich Priorität und die verschlingt „täglich neun Stunden am Stück“.
Svea favorisiert Hip Hop und Break Dance, und um sich für diese athletischen Disziplinen fit zu machen, übt sie mit Freunden im Central Park schon morgens um sieben Flic Flac und Salto und sucht noch spät abends am Union Square, dem „absoluten Mekka für Break Dancer“ nach „den eigenen Schritten“. „Das ist körperlich schon hart, aber ich hab’ so viel Energie, ich will’s so sehr, dass ich manches gar nicht spüre”.
Was Svea allerdings spürt, ist das gute Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. „Jetzt werde ich langsam Tänzerin“, meint sie stolz und freut sich über erste handfeste Erfolge als Mitwirkende einer Musicalshow, aber auch als Hintergrund-Tänzerin für verschiedene Videoproduktionen, bei denen sie ihr „erstes eigenes Geld“ im Showgeschäft verdient. Kein Wunder, dass sie ihren Amerikaaufenthalt nun um ein Jahr verlängern will. © RHEINPFALZ, 9.9.2004