Das Recht der Kinder auf Musik aller Arten

09.06.2008

Über drei Stunden Programm bei der Landauer Eröffnung der vierten rheinland-pfälzischen Schulmusiktage

Die Festhalle voll mit jungen Leuten - das schuf wahrhaftig ein besonders schönes Ambiente für die offizielle Eröffnung der vierten rhein-land-pfälzischen Schulmusiktage, die am Freitagabend in Landau stattfand. Mit einem ambitionierten und anspruchsvollen Programm gaben Schülerinnen und Schüler aus fünf lokalen Schulen ihr Bestes als Stellvertreter für die über 7000 Musizierenden, die sich landesweit in 116 Ensembles an diesem Projekt beteiligten.

Warum müssen so viele Worte gemacht werden, wenn es doch um Musik geht?" Mit dieser Kernfrage seines Grußwortes sprach Lothar Bonin, Landesvorsitzender des Verbandes Deutscher Schulmusiker und gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur sowie der LBS Rheinland Pfalz Veranstalter der Schulmusiktage, vielen Zuhörern aus der Seele. Denn all der langen Reden kurzer Sinn - nämlich die Betonung der positiven Auswirkungen des Musikunterrichts auf die Persönlich­keit und Sozialkompetenz der Schüler - konnten die jungen Leute mit ihren facettenreichen Auftritten doch selbst am allerbesten demonstrieren. Mit Pauken und Trompeten, mit Gesang oder mit den feierlichen Klängen eines Kammerorchesters machten sie auch schon den kleinsten Zuhörern, die besonders enthusiastisch klatschten, klar, dass Musik mehr ist, als die disziplinierte Wiedergabe von Noten und Notationen. Und dass nicht alle Werke, die ins Ohr oder gar zu Herzen gehen, von Beethoven, Bach und Co sein müssen.

Die „Rapkids" der Grundschule Süd beispielsweise haben sich mit Hilfe ihrer Lehrerin Zsuzsanna Kern schon einen eigenen Reim auf unsere Gesellschaft gemacht, den sie nun locker vom Hocker als rhythmischen Sprechgesang proklamierten: „Eins, zwei, drei und vier - Kinder haben Rechte hier!" Jawohl, auch das Recht auf Musik in all ihren Variationen. „Bläserbetont" macht man davon im Eduard-Spranger-Gymnasium Gebrauch, wo 160 von insgesamt 900 Schülern ein Blasinstrument lernen. Wie harmonisch das schon im vierten Übungsjahr klingt, demonstrierte die Bläserklasse 8b unter der Leitung von Matthias Kreiter mit klassisch-festlichen Klängen und der mitreißenden Titelmelodie der „Piraten der Karibik".

Ein breites Altersspektrum - von besonders begabten Sechstklässlern bis zu treuen Ehemaligen - ist im Oberstufenorchester des Max-Slevogt-Gymnasiums gebündelt, aus dem Klaus Hoffmann einen wohl ausbalancierten Klangkörper formte. So gelang die Wiedergabe anspruchsvoller Werke von Händel, Benda und Willams mit eleganter und geschmeidiger Melodieführung und einfühlsamer Intonation. Auch die Stimme ist ein Instrument und wenn so viele schöne Mädchen- und Jungenstimmen zusammenkommen, wie beim Oberstufenchor des Max-Slevogt-Gymnasiums, den Bernd Fink und Friedhelm Kunz betreuen, dann kann ein Lied zu einem besonderen Ereignis werden. Der sympathi­sche Chor, der auch durch sein erfrischend buntes und dennoch harmonisches Auftreten gefiel, spannte den Bogen von polyphoner Renaissancemusik über bekannte Musicalmelodien bis zur Claudius-Vertonung „Der Mond ist aufgegangen" - ein Abendlied, fast schon -gebet, beim dem jedem im Saal auch spürbar das Herz aufging. Mit ihren Stimmen wussten auch 125 Mädchen der Maria-Ward-Schule zu bezaubern, die unter der Leitung von Klaus Braun in zwei Formationen - als großer und dezimierter Klangkörper - auftraten und einmal mehr ihre Souveränität demonstrierten. Besonders eindrucksvoll geriet ihre Interpretation von „Catch a fallang star", die flirrende Tongemälde und zarte Klangbilder entwarf. Handfeste Bilder, ja sogar eine greifbare Geschichte, hatten die Musical-AG und Big-Band des Otto-Hahn-Gymnasiums im Gepäck, die mit Ausschnitten aus dem Musical „Leben wie Du" von Musiklehrerin Stefanie Wolf schon neugierig auf die eigentliche Premiere im Juni machten. Ob und wie Andreas (Sabrina Martin), der „brave" Schüler und ewige Außenseiter, mit Sophia (Anna Sonnenwald), dem Zirkusmädchen mit dem Zigeunerleben, wohl Freundschaft schließen wird? Keine Frage, dass die gegenseitige Annäherung mit treibenden und groovigen Rhythmen vorangetrieben wird.

Fetzig und schmissig geht's auch ab, wenn ESG-, MSG- und OHG- Schüler unter den Fittichen von Matthias Kreitner, Klaus Hoffmann und Gerald Lambert als „All Star Bigband" gemeinsame Sache machen. „Papa was a Rolling Stone" bekannten sie gleich zu An­fang ihres Auftritts und ließen mit sattem Sound, swingenden Rhythmen und lässigen Soli keinerlei Zweifel daran, dass die rockigen Gene der Altvorderen auf die Jugend übergesprungen sind.

Mit „Mercy, Mercy, Mercy" – einem Dank, den das Publikum klatschend und johlend an alle Mitwirkenden zurückgab - klang das Eröffnungskonzert nach über drei fulminanten Stunden aus. Wer dabei war, freut sich sicherlich schon auf die nächsten Schulmusiktage, die in drei Jahren stattfinden werden. (ttg)

Rheinpfalz vom 02.06.08