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„Der Lehrer muss stets Anwalt des Kindes sein"

Politischer Dialog ist ein Grundanliegen von Hans-Joachim Klingel. Ihm will er sich auch im Ruhestand widmen. FOTO: VAN

Dem stellvertretenden Leiter des Max-Slevogt-Gymnasiums ging es um mehr als reine Wissensvermittlung

Von unserer Mitarbeiterin Brigitte Schmalenberg

Ein bisschen Wehmut liegt schon in der Luft, wenn Hans-Joachim Klingel, stellvertretender Schulleiter des Max-Slevogt-Gymnasiums (MSG), zum Ende dieses Schuljahres Abschied vom Berufsleben nimmt. Mag der Ruhestand noch so verdient sein, herbeigesehnt hat ihn der Pädagoge, der seine Aufgabe mit Leidenschaft und Idealismus erfüllte, keineswegs.

„Sie sehen ja, ich bin gerührt." Wenn Hans-Joachim Klingel Rückblick hält auf sein Berufsleben, das ihn nach Stationen am Burggymnasium Kaiserslautern und einem zwölfjährigen Intermezzo als Fachleiter für pädagogische und allgemeine Didaktik am Studienseminar Kaiserslautern 1988 ans Max-Slevogt-Gymnasium führte, dann spürt man, dass ihm die Schüler, aber auch das Kollegium und nicht zuletzt der ganze Schulbetrieb ans Herz gewachsen sind. Dabei ging es dem Lehrer für Erdkunde, Geschichte und Sozialkunde keinesfalls nur um reine Wissensvermittlung.

„Bildung ist die Ausstattung zur Bewältigung von gegenwärtigen und zukünftigen Lebenssituationen", weiß der dreifache Vater und deshalb war es ihm stets wichtig, die Schule zu öffnen und den Horizont seiner Schützlinge, für die er auch als Leiter der Orientierungsstufe Ansprechpartner war, über die Fachkunde hinaus zu erweitern. So forcierte der Studiendirektor - sich durchaus der Tatsache bewusst, dass man als Lehrer im Beamtenstatus von der rauen Wirklichkeit in der freien Wirtschaft verschont ist - auch Initiativen, die den Blick explizit in diese Richtung schärfen.

Die Projekte „Boss" („Berufliche Orientierung: Schüler als Selbständige") und „Schub" („Schule, Universität, Beruf") bringen frischen Wind, neue Denkweisen und wissenschaftlichen Sachverstand in die Schule und bieten obendrein, etwa mit dem Konzentrationstraining der pädagogisch-psychologischen Fakultät Landau, ganz konkrete Hilfen. Hilfe, Betreuung, Erziehung, Fürsorge und gegenseitiges Vertrauen, das sind für Hans-Joachim Klingel die Schlüsselbegriffe seines Berufsverständnisses. „Der Lehrer muss stets Anwalt des Kindes sein." Deshalb müsse die Schule flexibel auf Veränderungen und Defizite der Gesellschaft reagieren und - ganz konkret - Ganztagsförderungen bieten.

Auch das Kollegium des MSG, so die Überzeugung des stellvertretenden Schulleiters, müsse hier „eine gemeinsame Antwort finden". Im Fach Sozialkunde war Hans-Joachim Klingel freilich stets besonders nahe am Puls der Zeit. Und wie schnell sich der gesellschaftliche Wandel mitunter vollzieht, zeigte die Wiedervereinigung Deutschlands vor 17 Jahren, die den damals aktuellen Unterricht besonders spannend und lebendig machte, für heutige Schüler aber schon Geschichte ist.

Eine tiefgreifende Erfahrung, die dem 1943 geborenen Pädagogen den Terminus von der „Gnade der späten Geburt am richtigen Ort" entlockt und die ihm Verpflichtung war, in seinem Unterricht den Blick dafür zu schärfen, „was es bedeutet, in einer Diktatur zu leben und welche Chancen die Demokratie für eine freiheitliche Gesellschaft bietet". Jede Generation habe hier eine eigene Verpflichtung. Sei heute die deutsch-französische Freundschaft so selbstverständlich wie das „Abi-Bac" am Max-Slevogt-Gymnasium, so müsse nun beispielsweise der Dialog mit Muslimen gepflegt werden.

Für dieses politische Grundverständnis will sich der Wahl-Arzheimer, der in Bonn und Mainz Geschichte, Geographie und das damals völlig neue Fach Politikwissenschaft studierte, auch im Ruhestand einsetzen. Als engagiertes Mitglied des Frank-Loeb-Instituts und der Gesellschaft für Wehr und Sicherheitspolitik wird er auch künftig für spannende Gesprächsthemen und Zeitzeu-genberichte am Max-Slevogt-Gymnasium sorgen und den Kontakt zu seiner langjährigen Wirkungsstätte aufrecht halten.

GAUWEIR

Quelle: Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Weinstraße Ausgabe: Nr.153
Datum: Donnerstag, den 05. Juli 2007 Seite: Nr.18

Bilder von der Verabschiedung finden sich in unserer Galerie.

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