Charakterisierung Christian Wolf
In der Erzählung "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" von Friedrich Schiller geht es um einen von Selbstmitleid und übersteigertem Anerkennungsbedürfnis, sowie von Minderwertigkeitskomplexen geprägten Mörder, welcher von der Justiz hingerichtet wird.
Christian Wolf ist ein kleiner, unscheinbarer Mann Anfang 20, der schwarzes, krauses Haar, eine platt gedrückte Nase und eine geschwollene Oberlippe hat.
Er arbeitet in der Gaststätte seiner Mutter.
Weil er eine niedere soziale Stellung hat, wird ihm wenig Respekt aus seinem Umfeld entgegengebracht. Seine Kameraden verspotten ihn wegen seines unvorteilhaften Aussehens. Auch die Mädchen wollen nichts mit ihm zutun haben. S.9: ,, (...) gab seinem Anblick eine Widrigkeit, welche alle Weiber vor ihm zurückscheuchte und dem Witz seiner Kameraden eine reichliche Nahrung bot.“ Er liebt Johanne, wegen der er auch zum Verbrecher wird.
Seine Sprechweise ist sehr trotzig und sarkastisch, hervorzuheben ist auch seine Schlagfertigkeit. S.19: ,,, Was hast du hier zu suchen? - Was hast du hier zu fragen? (...) Du sprichst brutal wie ein Bettler. - Das mag sein. Ich bins noch gestern gewesen. (...) Man sollte darauf schwören, (...) du wolltest für nichts Besseres gelten. - Für etwas Schlechteres also. "'
Er ist hochmütig, weil er zuerst zu stolz und zu wehleidig ist, um zu arbeiten. Außerdem ist er sehr rachsüchtig, was sein großer Hass gegenüber seiner Heimatstadt zeigt. S.12: ,,, Damals gelobte ich unversöhnlichen, glühenden Hass allem, was dem Menschen gleicht, und was ich gelobte, hab ich redlich gehalten. (...) , so viel versprach sich mein Hunger nach Rache."'
An dem Zitat S.12: ,“Von jetzt an lechzte ich nach dem Tag meiner Freiheit, wie ich nach Rache lechzte. Alle Menschen haben mich beleidigt, denn alle waren besser und glücklicher als ich."', lässt sich zeigen, dass C.Wolfs Denken von Missgunst, Eifersucht und Neid bestimmt wird.
Ein weiteres Charaktermerkmal ist seine Arroganz, weil er sich anderen Menschen überlegen fühlt und sehr oberflächlich ist. S.14: ,,, (...) ,ihr Anblick verkündigte die verworfenste Kreatur, zu der sie erniedrigt war. (...) "Soldatendirne", rief ich und drehte ihr lachend den Rücken zu. Es tat mir wohl, dass noch ein Geschöpf unter mir war im Rang der Lebendigen. Ich hatte sie niemals geliebt. "'
Jedoch ist er auch verletzlich: S.13: ,,, Die Verachtung dieses Knaben schmerzte mich bitterer als dreijährigen Galliotendienst, denn ich hatte ihm Gutes getan und konnte ihn keines persönlichen Hasses beschuldigen."'
Seine Unsicherheit kann man folgendem Zitat entnehmen: S.16: ,,, Eine Minute lang blieb der Lauf meiner Flinte ungewiss zwischen dem Menschen und dem Hirsch mitten inne schwanken -eine Minute- und noch eine - und wieder eine."'
Des weiteren hat er eine ängstliche Art. S.23: ,,, Mir fing an, vor der Laufbahn zu schaudern, die ich nunmehr betreten wollte; nur eine schnelle Flucht konnte mich retten."', S. 26: ,,, Sein Schlaf war von jetzt an dahin, ewige Todesangst zerfraß seine Ruhe, das grässliche Gespenst des Argwohns rasselte hinter ihm, wo er hinfloh, peinigte ihn, wenn er wachte, bettete sich neben ihm, wenn er schlafen ging, und schreckte ihn in entsetzlichen Träumen."'
C. Wolf ist auch neugierig. S. 21: ,,, War das schon oft blutig?"', fragt er wegen der Mordwaffe des Verbrechers.
Schließlich wäre noch aufzuführen, dass C. Wolf große, tiefsitzende Minderwertigkeitskomplexe hat und sich selbst hasst. S.27: ,,, Wenn Ihre fürstliche Huld sich nicht ekelt, bis zu mir herunter zu steigen. "'
Ich persönlich halte Christian Wolf für eine unsympathische Persönlichkeit, die sich ihr Elend selbst zuzuschreiben hat. Er hat anderen nie etwas gegönnt und wollte immer nur mit allem Trotz gefallen. Meiner Meinung nach muss keiner zum Verbrecher werden, um das Herz einer Frau zu gewinnen. Das wirkt auf mich nicht sehr erwachsen und somit ist eine Antipathie meinerseits begründet.
Sein ganzes Denken kreist um sich selbst. Er bereut weniger den Mord selbst als die Tatsache, jetzt als Verbrecher zu gelten.
Ich vermute, es war Schiller ein Anliegen, die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass ein Verbrechen nicht von einem Monster begangen wird, dem die Kaltblütigkeit angeboren ist. Schiller vertritt vielmehr die These, dass es Gründe und psychologische Hintergründe einer Tat gibt, die man berücksichtigen muss, wenn man einen Verbrecher beurteilt.
Katharina, Charlotte, Katrin, Abirami (9d)