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Sollten „weiche Drogen“ legalisiert werden?

Die Klasse 9b des Max-Slevogt-Gymnasiums hat mit ihrem Projekt einen Preis gewonnen

VON CAROLINE ERNST

Schülerinnen der Siegerklasse (von rechts): Helena Scherer, Carla Gross, Janina Roch, Juliane Wessa, Jessica Wagner, Nathalie Zedner, Janna Matz

Sollen „weiche Drogen“ legalisiert werden? Mit dieser schwierigen Frage beschäftigte sich die Klasse 9b des Max-Slevogt-Gymnasiums in Landau. Die Schüler erstellten im Rahmen des Schülerwettbewerbs der Bundeszentrale für politische Bildung eine Sonderausgabe der Schülerzeitung, die sich mit der Legalisierung von weichen Drogen befasst. Ihre Arbeit wurde von der Jury mit einem Hauptpreis von tausend Euro für die Klassenkasse belohnt.

Die Schüler möchten mit ihrer Zeitung darauf aufmerksam wachen, dass es immer mehr Drogenabhängige gibt. Sie finden es erschreckend, wie leicht man an Drogen herankommt. Meist sind Probleme in der Schule und Familie dafür verantwortlich, dass immer mehr Jugendliche Drogen konsumieren, meint Jessica (15). Jugendliche lassen sich leicht durch mangelndes Selbstbewusstsein oder Gruppenzwang zu Drogen hinreißen, sagt Helena (15).

Immer wieder wird die Legalisierung von „weichen Drogen“ gefordert, was damit gemeint ist? Infos darüber findet man in der Schülerzeitung, so liest man z.B., dass die so genannten Einstiegsdrogen als „weich“ bezeichnet werden, da sie nicht so schnell körperlich abhängig machen. Diese Drogen beeinflussen verstärkt den geistigen Zustand, man fühlt sich „high“. Cannabis zählt zu den „weichen Drogen“. Cannabis ist der wissenschaftliche Ausdruck für die Hanfpflanze.

Aus Hanf kann man Haschisch, Marihuana, Gras, Dope und Shit herstellen. Marihuana wird aus zerstoßenen Blättern, Blüten und Zweigen gewonnen, Haschisch besteht aus dem konzentrierten Harz der Pflanze. Diese beiden Drogen werden meist pur oder mit Tabak geraucht. Nach dem Konsum der Droge kann man einen Zustand der Entspannung empfinden, der Herzschlag wird beschleunigt, die Zeit läuft scheinbar langsamer und es kommt zu einer höheren Empfindlichkeit des Hör-, Tast-, Geschmacks- und Geruchssinnes. Die Wirkung ist jedoch stark von der Persönlichkeit abhängig, der Drogenkonsum kann auch zu Angstzuständen und Depressionen fuhren. Marihuana schädigt die Lunge ähnlich wie Tabak. Bei Jugendlichen kann die Droge den Reifungsprozess und die Lernfähigkeit beeinträchtigen. Es kommt zur psychischen Abhängigkeit, wenn man Haschisch oder Marihuana täglich in großen Mengen konsumiert. Der Handel, Anbau und Besitz von Cannabis ist also nicht ohne Grund strafbar. In der Schülerzeitung ist auch zu lesen, dass jeder Vierte von den 12 bis 25-jährigen Deutschen schon Cannabis genommen hat und dass bei Beratungsstellen sich immer mehr „Dauerkiffer“ melden, die depressiv geworden sind. Das kommt von der besonderen Gefahr bei Cannabis, der ganze Gefühlsbereich wird sozusagen in Watte gepackt. Man entwickelt sich nicht weiter und geht seinen Problemen aus dem Weg. Bei „Langzeitkiffern“ kann es zu verminderter Gehirnfunktion kommen. Für eine Legalisierung von Cannabis spricht, dass nicht jeder, der es nur ausprobieren möchte, strafrechtlich verfolgt werden sollte.

Den meisten „Kiffern“ ist es egal, oh es legal oder illegal ist, sie kiffen einfach und finden es normal. Als Gegenargument muss erwähnt werden, dass es zu einem häufigeren Cannabiskonsum kommen könnte. Da es nicht mehr strafbar wäre, würde es keinen kritischen Umgang mit der Droge mehr geben. Jugendliche unterschätzen oft die Risiken und werden dadurch leicht abhängig. Auch gilt Cannabis als Einstiegsdroge, die Distanz zu „härteren Drogen“ wird abgebaut. Die Schüler sind gegen eine Legalisierung von Cannabis, da es wie Nikotin Krebs auslösen kann, außerdem kann eine Überdosis zum Tod fuhren. Sie sind jedoch dafür, dass Cannabis für medizinische Zwecke legal erhältlich sein sollte, da es als Medikament zur Krebsbehandlung eingesetzt werden kann.

Das Projekt „Legalisierung von weichen Drogen“ hat Janna (15) persönlich viel gebracht, wie sie sagt. Sie findet, dass die Drogenproblematik oft unterschätzt wird und weiß jetzt, wie man abhängigen Jugendlichen helfen kann. Man soll auf sie zugehen und ihnen Hilfe anbieten. In Landau gibt es eine Drogenberatungsstelle, an die sich betroffene Jugendliche wenden können. Alex (15) findet den Sozialkundeunterricht der anderen Art super, das Projekt hat ihn vor Drogen abgeschreckt, da er jetzt weiß, wie gefährlich Drogen wirklich sind. Der betreuende Lehrer Winfried Ulbrich ist auch ganz stolz auf seine Klasse, die Schüler seien mit großem Engagement hei der Sache gewesen mid hätten viel Wissenswertes zum Thema zusammengetragen, sagt er. Was sie mit dem gewonnen Geld machen, steht noch nicht fest, vielleicht wird die Klasse zusammen einen Freizeitpark besuchen, verrät Helena.

INFO

Beratungsstelle Sucht und Abhängigkeit Jugend und Drogen (Diakonisches Werk), Westring 30, 76829 Landau, Tel.: 0 63 41-40 93

UNSERE AUTORIN

Caroline hat gerade ihr Abitur ans Landauer Otto-Hahn-Gymnasium gemacht. Ab Anfang April studiert sie für drei Monate in Frankreich.

RHEINPFALZ

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