Mit Können und mitreißender Ausdruckskraft
Chöre des Trifelsgymnasiums Annweiler und des Max-Slevogt-Gymnasiums Landau mit Rockoratorium „Emmaus“
16.10.2003 - Er hat bereits Tradition, der gemeinsame Auftritt der Chöre des Trifelsgymnasiums Annweiler und des Max-Slevogt-Gymnasiums Landau. Nach der Aufführung des Brahms-Requiems vor zwei Jahren gelang mit dem Rockoratorium „Emmaus“ von Thomas Gabriel den Musiklehrern Bernd Fink, Friedhelm Kunz und Oskar Fuchs am Samstag in der evangelischen Stadtkirche Annweiler und am Sonntag in der Stiftskirche Landau mit ihren Chören, Solisten und ihrem Orchester erneut ein „Griff zu den Sternen“.
Das Oratorium, das in sechs Bildern nach einem Text von Eugen Eckert über das biblische Geschehen an Ostern berichtet, bestach durch seine Gegensätze und seine Ausdrucksvielfalt. Ob Turba-Chöre im Bach-Stil oder Chorsätze von romantischer Klangmalerei, von Musical-Anklängen oder fetzigem Rock – alle Beteiligten beherrschten ihren Part meisterhaft, sangen und spielten mit überwältigendem Feinsinn, leuchteten die Inhalte mit enormer Sorgfalt aus, kurzum: sie boten Höchstleistungen.
Spannung pur erzeugten Chor und Orchester im ersten Bild „Auf dem Weg nach Emmaus“. Deklamatorische Akzente setzen sie bei „Erinnerungen“. Kraftvoll klang der Chor der Zöllner und Zöllnerinnen in „Im Hause des Levi“. In feiner, prägnanter Klarheit und klangintensivem Ausdruck erblühte der Mittelteil. Mit spielerischer Leichtigkeit bewältigte der Chor die Spitzentöne in „Unterwegs“ und gab dem Text rhythmische Impulse. Choralhafte Ruhe verströmte der Teil „Wieder auf dem Weg“, angelehnt an „O Haupt voll Blut und Wunden“, doch originell verfremdet durch Call-und-Response-Gestaltung.
Enormes Können bewies der Chor in den rhythmisch und harmonisch schwierigen Ankläger- und Verspottungschören. Dramatische Kraft bestimmte die Kreuzigungsszene. Verklärend wirkten die Jesusworte, vom Chor unterbrochen mit klangschön gesungenem Kommentar. Einen individuellen Glanzpunkt setzte der Chor mit „Das leere Grab“. Nadelscharfe Deklamation, stimmliche Hochleistung und metrische Prägnanz im letzten Bild „Emmaus“ machten das Oratorium zu einem Werk von mitreißender Ausdruckskraft.
Mit ungemein geschmeidiger, aber auch pointierter Zeichengebung, fordernd und klar, führte Bernd Fink alle Mitwirkenden durch die Klippen des Werks. In harmonischer Klangbalance zum Chor stand das Orchester, wegen der hohen Anforderungen mit Profimusikern besetzt. Es begleitete sorgfältig und flexibel, immer dem inneren Puls des musikalischen Gedankens folgend. Instrumente wie Saxophon, Vibraphon, Röhrenglocken, Konzertgitarre, Drumset und Keyboard gaben dem Klang von Streichquintett und einfach besetzten Holz- und Blechbläsern originellen Reiz und die nötigen Effekte.
Die Solisten waren für ihren Part geradezu prädestiniert. Gelegentliche raue Tongebung und „Schleiftöne“ bei den Einsätzen störten keineswegs und hatten ihren eigenen Wert. Mit seinem angenehm klingenden, tenoral gefärbten Bariton wurde Stefan Müller-Ruppert der Rolle des Kleopas voll gerecht und zeigte Wandlungsfähigkeit als Theklas Vater und als Zöllner Levi. Iris Fink begeisterte mit ihrem dunkel timbrierten, samt-weichen Mezzosopran, sang in ausdrucksvoller Linienführung die Jüngerin Thekla und Theklas Mutter. Ralf Emge verlieh Jesus und dem Fremden mit seinem sonoren Bariton Innigkeit und Wärme. Pascal Scholz erwies sich in der Rolle des Evangelisten mit sanftem, baritonalem Tenor als ruhender Pol. Sehr souverän sangen Nora Brandenburger (TGA) und Robert Palmer (MSG) die Ankläger. Thomas Schmidt (TGA) gab Pilatus mit kernigem Bass viel Ausdruckskraft. Sara Tölkes, Anne Richter und Maren Stempel (alle MSG) gaben mit ihren schönen Stimmen dem abwechslungsreichen Terzett „ Drei Frauen am Grab“ viel Gefühlstiefe.
Das Publikum war von der Aufführung begeistert. Die Mitwirkenden ernteten Ovationen. (wgm)
RHEINPFALZ, 2. Oktober 2003