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Auswanderung aus der Pfalz

Der Geschichte-Leistungskurs des MSG taucht in die Tiefen der Landauer Vergangenheit ein

29.03.2004  Um die Zeit nach dem Abitur noch sinnvoll zu nutzen, beschäftigte sich der Leistungskurs Geschichte des Max-Slevogt-Gymnasiums unter der Leitung von Stefan Schaupp mit dem Projekt Auswanderung aus der Pfalz, insbesondere aus Landau und präsentierte schließlich sehenswerte Ergebnisse, welche Klarheit über die Auslöser und Ziele verschiedener pfälzischer Auswanderer verschafften. Bereits im 17. Jahrhundert begann die Emigration aus der Pfalz, welche ursprünglich sogar ein Immigrantengebiet darstellte, indem die Mennoniten wegen religiöser Verfolgung die Provinz verließen. Die Auswanderung während des 18. und 19. Jahrhunderts beruhte hauptsächlich auf wirtschaftlichen Missständen, ausgelöst durch die miserable Behandlung der Pfalz durch das Königreich Bayern. Des weiteren begann zu dieser Zeit auch die Unterdrückung der liberalen Bewegungen, sodass nach dem Hambacher Fest viele liberal eingestellte, demnach vor allem junge und ledige Bewohner das Gebiet verließen und hauptsächlich nach Amerika auswanderten. Die Emigration im 20. Jahrhundert war geprägt von der Judenverfolgung auf Grund des nationalsozialistischen Regimes.

In den Bereich Emigration im 19. Jahrhundert fielen die Aufgaben zweier Arbeitsgruppen. Die erste erarbeitete dieses Thema allgemein und gab Aufschluss über die Gründe der Emigration, wobei sowohl der politische als auch der wirtschaftliche Aspekt von Bedeutung war. So wurden zum Beispiel die Liberalen wegen ihrer politischen Ansichten bereits nach dem Hambacher Fest 1832 von Anhängern des seit 1815 bestehenden Deutschen Bundes verfolgt, was bis zur Revolution von 1848 deutlich zunahm und in der pfälzischen Revolution 1849 gipfelte, sodass aufgrund der politischen Verfolgung viele Bewohner Landau und Umgebung verließen. Einen weiteren Faktor für die Flucht aus der Pfalz stellten die wirtschaftlichen Probleme dar, wobei Missernten zu Verarmung und hoher Arbeitslosigkeit führten und in Verbindung mit der Industrialisierung die Bevölkerung zwang in größere Städte zu ziehen. Um einen speziellen Fall für die Emigration im 19. Jahrhundert zu nennen, untersuchte der Kurs Leben und Werk von Thomas Nast, welcher aufgrund sozialer Umstände 1846 nach New York auswanderte, dort zum bedeutendsten Karikaturisten politischer Themen wurde und den Weihnachtsmann bzw. Santa Claus nach Amerika brachte, welcher auf dem pfälzischen "Belzenickel" beruht. Seine bekanntesten Karikaturen befassen sich mit dem Machtkampf zwischen den amerikanischen Parteien, welche der Künstler als Tiergestalten darstellte, wobei Nast die Demokraten mit dem Bild des Esels und die Republikaner mit dem des Elefanten versah. Ebenfalls zwei Arbeitsgruppen beschäftigten sich mit der Auswanderung der Juden, wobei erstere sich auf die äußeren Umstände, ausgelöst von den Nationalsozialisten, konzentrierte und so erarbeitete, dass insgesamt 637 Juden Landau verließen, sodass bei der Reichspogromnacht nur noch 284 in der Stadt lebten, wovon wiederum einige nach Gurs deportiert wurden. Die zweite Gruppe befasste sich speziell mit der Emigration der Juden nach Palästina, welche bis 1941 von Deutschland gefördert wurde. Ein weiteres Team besaß die besondere Aufgabe sich zum "Pfälzischen Institut für Geschichte und Volkskunde" in Kaiserslautern zu begeben um dort ein Interview mit Roland Paul durchzuführen, der sie über die Geschichte des Instituts aufklärte, ihnen beschrieb, wie im Bereich Forschung gearbeitet wird und ihnen insbesondere erläuterte welche Bereiche sein eigenes Aufgabengebiet umfasst, sodass jene Gruppe schließlich ein Videoband des Interviews sowie eine Kopie einer Auswandererkartei vorweisen konnte. Nachdem die einzelnen Gruppen mit Hilfe von statistischen Auswertungen, Entschlüsseln von handschriftlich verfassten Texten, Bibliographieren und vor allem der effektiven Forschungsarbeit im Stadtarchiv, ausreichend Material zusammengetragen hatten, konnte der Kurs seine Ergebnisse auf Plakaten festhalten und präsentieren.

Darüber hinaus bedanken wir uns ganz herzlich bei Frau Kohl-Langer, die uns im Archiv zur Seite stand und uns die Arbeit erleichterte.

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