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Als Bub im Kino am liebsten Abenteuer- und Piratenfilme gesehen

Der gebürtige Landauer Bernd Schwamm hat das Drehbuch zum Film „So weit die Füße tragen“ geschrieben - Komödien und Krimis sind seine Spezialität

 

Bernd Schwamm

Seine Visitenkarte ist ganz schlicht. Sie enthält nur seinen Namen (Bernd Schwamm) und seine beiden Wohnorte (München,und Goersdorf/Elsass). Eine Berufsbezeichnung sucht man hier vergeblich. Dabei gehört Schwamm laut Angel Falls Filmverleih „zu den Top-Drehbuchautoren im deutschsprachigen Raum“. Was weder auf der Karte noch im Begleitheft zu dem Film „So weit die Füge tragen“ steht: Der Drehbuchschreiber für diesen Streifen und für weitere rund 100 Filme ist ein gebürtiger Landauer.

In Landau leben noch Neffen von ihm, ebenso in der Umgebung. Brüder hat er in Landstuhl und Viemheim. „Ich bin regelmäßig in Landau“, berichtete Bernd Schwamm im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Wenn der auf dem Welt-Bestseller von Josef -Martin Bauer basierende Film im Gloria-Kino in Kürze läuft (genauer Termin noch offen), will der Drehbuchautor mal kommen, wenn es irgendwie machbar ist.

Zu diesem Film wurden früher sieben Drehbuch-Fassungen ohne Mithilfe Schwamms erstellt, um eine Produktionsfirma zu finden. Aber keine war so recht zufrieden. Also wurde der Landauer um ein Konzept gebeten, wie man den Stoff erzählen könnte. Auch wenn Regisseur Hardy Martins und Autor Bastian Clevé mitarbeiteten, kann Schwamm mit Fug und Recht behaupten: „Dies ist in wesentlichen Teilen mein Film.“ Im Dezember hatte er Premiere, die Kritiken sind überwiegend positiv.

Als Drehbuchautor ist Bernd Schwamm eigentlich Autodidakt, obwohl er von 1967 bis 197o an der Hochschule für Fernsehen und Film in München studiert hat. Vorlesungen, wie man ein Drehbuch verfasst, gab es nicht. Auch wenn es nicht immer einfach war, er fand seine Richtung, arbeitet seit 1992 als selbstständiger Drehbuchautor und stellt zufrieden fest: „Ich bin voll ausgebucht.“

Bernd Schwamm wurde 1943 in Landau geboren, besuchte nach der Volksschule das heutige Max-Slevogt-Gymnasium. Aber das Abitur machte er in Wilhelmshaven, wohin sein Stiefvater als Marineoffizier versetzt worden war, als der junge 15 Jahre zählte. In Frankfurt am Main studierte er Soziologie (bei Adorno) und Kunstgeschichte. „Ich habe schon immer Fihne machen wollen“, erinnert er sich an seine Jugendzeit. „Schon als Bub ging ich in Landau und später andemorts gerne ins Kino, sah am liebsten Abenteuerund Piratenfilme.“ Er hatte den Plan, über den Horrorfilm zu promovieren, aber es kam nicht dazu.

Nach dem Studium in München stand Schwamm mit Frau und Kind auf der Straße. Er drehte 1972 über einen alten Trödler seinen ersten Film, der im Familienprogramm des bayerischen Regionalfernsehens ausgestrahlt wurde. Er hat das Buch geschrieben, Regie geftihrt, teilweise auch die Kamera bedient. Seine Abschlussarbeit an der Hochschule für Fernsehen und Film – ein Film mit dem Titel „Der Paradiesgarten“, für den er in Frankreich einen Preis erhielt – hatte ihm ein Mäzen bezahlt. Natürlich war das Drehbuch von ihm.

„Ich merkte bald, dass ich kein Regisseur bin. Ich bin dafür zu ungeduldig, und ich habe als Regisseur immer in Bildern gedacht“, berichtete Schwamm im Gespräch. Obwohl er einige Jahre bei der Bavaria-Filmproduktion als Serienproduzent sein Geld verdiente, gehörte seine ganze Liebe stets dem Drehbuchschreiben.

Bernd Schwamm hat für die Schimanski-Filme und die TV-Reihe „Der Fahnder“ die Konzepte entwickelt, einige der Bücher geschrieben, bei den Dreharbeiten mitgearbeitet. Zur Zeit arbeitet er im Auftrag des Bayerischen Rundfunks am Buch für eine Familiengeschichte, plant einen Psychothriller fürs Kino ugd macht sich intensiv Gedanken über eine Pfälzer Familiensaga (hierfür gibt es bereits Interessenten, aber es ist noch keine Entscheidung gefallen).

Morgens steht Schwamm um fünf Uhr auf, setzt sich an den Computer und schreibt. Er hat schon Drehbücher in wenigen Tagen verfasst, aber für manche auch viele Monate gebraucht. Komödien und Krimis nennt er seine Spezialität. „Epische Stoffe sind seine Passion“, stellt die Verleihfirma für „So weit die Füge tragen“ in einem Pressepapier fest.

„Ich habe meinen Weg gefunden“, freut sich Bernd Schwamm. Manchmal aber grämt er sich: „Ist ein Film gut, ist der Regisseur verantwortlich. Ist ein Film aber schlecht, trägt der Autor die Schuld. Doch damit muss ich leben.“

(RHEINPFALZ 8.1.2002)

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