Olympia: Florian Kern zurück vom Jugendlager in Salt Lake City
07.03.2002 LANDAU (thc). Sicherheitskontrollen mit Metall-Detektoren wie beim Einchecken am Flughafen. Medaillenzeremonien, bei denen es einem heiß und kalt wird. Ein Tag mit einer typisch mormonischen Familie. Live dabei bei Abfahrtsrennen in Park City und Posieren vor der Kamera mit Stars wie Martina Ertl: Florian Kern, 18 Jahre alt aus Landau-Mörzheim, könnte so richtig loslegen, wie das war bei Olympia in Salt Lake City.
Der Schüler des Landauer Max-Slevogt-Gymnasiums, einer von 46 ausgewählten Nachwuchssportlern, die am Jugendlager des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland teilnahmen (wir berichteten mehrmals), fühlt sich selbst als Olympionike, für den das so besonders gar nicht war. Kern ist stolz: „Wir wurden behandelt wie richtige Athleten.“
Am vergangenen Freitag, 8.15 Uhr, war er von seinen Eltern am Gate in Frankfurt begrüßt worden. Nach rund 14 Stunden Rückflug. Bis Atlanta sag Medaillengewinner Andreas Schifferer in der Maschine, von dort flog der Österreicher nach Zürich weiter. Am Dienstag schaute Florian Kern in der Landauer Redaktion vorbei, um zu berichten. Im Gepäck viele Fotos und eine der VIP-Karten, die ihm und anderen seiner Gruppe den Zugang zu Örtlichkeiten ermöglichte, wo sonst nur Funktionäre und Sportler hinkamen. Zehn VIP-Karten teilte FIS-Renndirektor Günter Hujara aus. Seine Tochter Maike gehörte zur Gruppe, ebenso David Möller, Junioren-Weltmeister im Rodeln, und Florian Schillinger, Junioren-Weltmeister in der Nordischen Kombination. Von den 14 anderen Teilnehmern aus dem Bereich Ski alpin wird Kern demnächst einige vielleicht schon wiedersehen. Er hat sie eingeladen zur offenen rheinland-pfälzischen Meisterschaft vor Ostern in Krimml. Slalom ist Kerns liebste Disziplin. Bis dahin will er das Versäumte an der Schule aufholen.
Wie war es in Salt Lake City?
Das Wetter: trocken kühl, wesentlich angenehmer als bei uns. Das Essen: Im Jugendlager gab es deutsche Küche, bei der Gastfamilie Kartoffelbrei, Reis, Rindfleisch.
Wie ist das mit den Mormonen? Kein Sex vor der Ehe, kein Kaffee, Tee, Alkohol, keine Zigaretten. Der Besuch des Mormon Tabernacle Chor sei Pflicht gewesen, sonst hätte es keine Karten für die Medaillenzeremonie am Abend gegeben, berichtet Kern. Die Leute waren generell sehr freundlich, ein Swimming-Pool, wie ihn seine Gastfamilie hatte, ist nach Kerns Einschätzung mehr Standard als Luxus.
Alkohol. Unter 21 Jahren gibt's keinen. Vor dem Empfang beim Botschafters wurde die Gruppeausdrücklich auf Benimm-Regeln hingewiesen. Bier, Wein oder Sekt waren den Erwachsenen vorbehalten. Dass ausgerechnet die Bitburger Brauerei auch in Salt Lake als offizieller Partner der Olympiamannschaft auftrat, über diese Kombination kann auch Kern schmunzeln.
Sicherheitskontrollen. Shuttle-Busse zu allen Sportstätten. Vor jedem Event durch Gatter wie in Fußballstadien, mit Metalldetektoren. Sicherheitsleute, dahinter Militär. Im Schnitt eine Viertelstunde in der Warteschleife, insgesamt rund fünf bis sechs Stunden.
Sauberkeit. Kaum Hunde auf den breiten Straßen der 180 000 Einwohner großen Stadt, alles blitzsauber. Bei jeder Veranstaltung viele Leute, die mit Krallen Unrat aufpickten.
Stars. Der Super G der Herren mit seinem Vorbild, dem Norweger Kjetil-Andre Aamodt, gefiel Kern am besten. „Nichts gespielt, sie ist immer nett“, sagt Kern über Martina Ertl, die, von der Doping-Kontrolle zurück, stehen blieb, Autogramme gab, sich fotografieren ließ. Janica Kostelic habe sich dagegen komplett abgeschottet. – Im Sommer gibt es ein Nachtreffen der Gruppe, schließlich gibt es auch einen Bericht über das Jugendlager. In Salt Lake hatte nur Deutschland ein Jugendlager eingerichtet.
RHEINPFALZ, 1.3.2002