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“Where are you guys from?”

10.02.2006 19 Landauer Schüler im Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Es ist Dienstag, der 5. Oktober 2004, unsere Gruppe von 19 Schülern und 2 Lehrern steht mit gepackten Koffern vor den Toren des MSG, bereit und gespannt auf den dreiwöchigen Austausch ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Nachdem die letzten Koffer in den Bus gewuchtet und die letzten Eltern und Freunde verabschiedet sind, kann es endlich losgehen zum Frankfurter Flughafen. Dort rutscht einigen auch gleich das Herz in die Hose, denn die Sicherheits-Checks sind sehr streng und viele Koffer werden geöffnet und durchsucht. Auch die nachfolgenden Kontrollen sind so langwierig, dass wir nicht mehr lange auf unseren Flug warten müssen. Im Flugzeug beschäftigt sich dann jeder, so gut er kann, um die achteinhalb Stunden in der Luft möglichst ohne Langeweile zu verbringen. Tatsächlich vergeht die Zeit aber schneller als erwartet, und spätestens beim Ausfüllen der notwendigen Formulare gesellt sich ein anderes Gefühl zur Vorfreude: Nervosität. Nachdem wir alle die Einreiseprozedur mit Fingerabdruck und Foto hinter uns gebracht, die Koffer abgeholt und unser amerikanisches Begrüßungskomitee gesehen haben, geht die Anspannung jedoch wieder etwas zurück. Einer der typischen gelben amerikanischen Schulbusse holt uns vom Flughafen ab und bringt uns zur William Tennent High School in Warminster, wo uns unsere Gastfamilien herzlich empfangen.

Am nächsten Morgen erleben wir dann zum ersten Mal die amerikanische Highschool. Der erste Eindruck ist sehr verwirrend, da man im riesigen Schulhaus sehr schnell die Orientierung verliert.

Unsere Partnerschule – Außenansicht

Wir treffen uns in einem uns eigens zugewiesenen Saal und haben somit Gelegenheit, die Erfahrungen des ersten Abends auszutauschen, dann begleiten wir unsere Partner in den Unterricht. Dieser ist sehr interessant zu beobachten: in einigen Stunden schlafen die Schüler, lesen oder schminken sich, während die Lehrkraft unbeirrt den Unterricht fortsetzt. Allgemein kommt man sich in der Highschool so vor wie in einem Teenie-Film: Cheerleader laufen trotz der herbstlichen Temperaturen in ihren Miniröcken durch die Schule, Mathe-Freaks spielen mit ihren Taschenrechnern, die verschiedenen „Panther“-Sportteams unterhalten sich über ihre letzten Spiele - Welcome to America!

Unsere Schüler helfen im Deutschunterricht

Zwischen all den Jugendlichen sorgt eine Gruppe von „Security-Guards“ dafür, dass niemand unbeaufsichtigt durchs Schulhaus läuft oder es gar unerlaubterweise vor 14:15 Uhr verlässt. Die nächsten Schultage laufen ebenso ab, wodurch wir langsam routinierter werden und uns auch alleine zurecht finden, man trifft auch nach einigen Tagen schon ein paar bekannte Gesichter in den Fluren, und kommt sich so schon recht heimisch vor. Am Freitag, dem 8. Oktober findet unser erster Ausflug statt. Mit dem Zug geht es nach Philadelphia, der Stadt, in der die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet wurde.

Unsere Schüler helfen im Deutschunterricht

Wir besichtigen die Liberty Bell und die Independence Hall, was uns nicht nur einen Eindruck von der Vergangenheit der Amerikaner, sondern auch von ihrem ungebrochenen Patriotismus vermittelt, und haben dann noch etwas Freizeit, die wir im Wesentlichen dazu nutzen, in kleinen Lädchen und einer großen Mall auf Shoppingtour zu gehen. Auf der Heimfahrt im Zug erleben wir dann noch ein Paradebeispiel für die Offenheit der Amerikaner. Inzwischen sind wir es zwar schon gewohnt, dass die „Amis“ allerorten mit einem freundlichen und interessierten „Where are you guys from?“ auf unser Deutsch reagieren, aber als ein Mann auf der Zugfahrt spontan sein Handy zückt, einen deutschen Freund anruft und das Handy einem Mädchen aus unserer Gruppe in die Hand drückt, staunen wir alle nicht schlecht.

Beim Lunch in der Cafeteria

Nach dem Wochenende, das jede Familie selbst gestaltet, und zwei weiteren Schultagen brechen wir am Mittwoch, dem 13. Oktober, nach Washington auf. Da die Busfahrt in die Hauptstadt recht lange dauert, freuen wir uns umso mehr, als endlich die ersten prachtvollen Bauten um uns auftauchen. Wir sehen das Jefferson Memorial, das Weiße Haus, das Capitol und das Washington Monument, besichtigen das Lincoln Memorial, das Vietnam Veterans Memorial, das Korean War Veterans Memorial und das World War II Memorial. Zu jeder Sehenswürdigkeit hören wir ein kleines Referat auf Englisch und schießen natürlich Unmengen von Fotos. Abends fahren wir nach Chinatown, wo unser Hotel liegt. Am nächsten Tag steht eine Museums-Tour auf dem Programm. Da alle Museen in Washington kostenlos sind, kann sich jeder von uns selbst aussuchen, was er sehen will.

German II mit derLehrerin Ms. Fabian

Die Auswahl ist nicht gering, vom „National Air and Space Museum“ über ein Holocaust-Museum und das Museum für amerikanische Geschichte bis zu verschiedenen Kunstmuseen, und so ist die Zeit fast zu kurz, bis wir zurück nach Warminster fahren. Der nächste Ausflug lässt nicht lange auf sich warten, am Montag, dem 18. Oktober, fahren wir zum zweiten Mal nach Philadelphia, diesmal ins Franklin Institute. Unsere Partner werden diesmal von der Schule befreit und dürfen uns begleiten. Wir besichtigen eine Ausstellung über die Titanic, für die jeder von uns die Identität eines Passagiers zugewiesen bekommt, haben dann noch Zeit, uns die anderen Ausstellungen anzuschauen und sehen uns dann zusammen einen Film über Naturkatastrophen im IMAX, das zum Museum gehört, an. Anschließend laufen wir durch die Stadt zu einer Mall, in der der Bahnhof liegt, und kommen dabei am „Love“-Brunnen vorbei, dessen Wasser im Sinne der Brust-Krebs-Hilfe im Oktober pink eingefärbt ist.

Referat zur Vorbereitung auf Washington

Am Dienstag, dem 19. Oktober sind wir von einem der Gastväter in die Grundschule von Warminster eingeladen. Wir teilen uns in kleine Gruppen auf, gehen in verschiedene Klassen, um den Kindern ein wenig von Deutschland zu erzählen und essen danach noch mit ihnen Lunch, bevor wir zur Highschool zurück gebracht werden. Die Kleinen stellen uns viele Fragen und sind fast so begeistert von uns, wie wir von ihnen, so dass wir fast nicht wieder gehen wollen. Am Mittwoch, dem 20. Oktober findet dann endlich der wohl meist ersehnte Ausflug statt: New York City! Mit Sinatras „New York, New York“ im Ohr beginnen wir unsere Sightseeing-Tour im Guggenheim-Museum, nachdem wir aus dem Bus die Skyline von Manhattan und die ersten Hochhäuser aus der Nähe gesehen haben, und können kaum glauben,dass wir wirklich hier sind.

Unser „Klassenzimmer“ in den USA

Danach sehen wir noch Ground Zero, die Brooklyn Bridge und das Rockefeller Center, wir fahren mit der Fähre zur Freiheitsstatue und besteigen, als es dunkel ist, das Empire State Building. Der Blick auf die Lichter von New York ist nicht nur dank der 86 Stockwerke einer der Höhepunkte unserer Reise. Nachdem wir uns an der wunderschönen Aussicht satt gesehen haben, fahren wir wieder hinunter und laufen den Broadway entlang bis zum Times Square. Stilvoller hätte man den ersten Tag in New York kaum beenden können. Werbungen und die Schriftzüge der Theater blinken in allen Farben, große Bildschirme strahlen zusätzlich über den Platz - ein eindrucksvoller Anblick! Wir freuen uns alle darauf, am nächsten Morgen wieder zu kommen. Donnerstags haben wir kein Programm, dafür aber sechs Stunden Zeit, New York auf eigene Faust zu erkunden. Wir schauen also sowohl ins Hard Rock Café als auch in den Trump Tower, stehen vor Tiffany’s und auf dem Times Square, schlendern durch den Disney Store und den Central Park. Man kommt sich recht klein und unbedeutend vor, umgeben von riesigen Hochhäusern und Tausenden von Menschen, und uns wird ziemlich schnell klar, dass zwei Tage bei Weitem nicht genug sind, um New York kennen zu lernen. Nach diesem Höhepunkt macht sich auch schon deutlich die Abschiedsstimmung breit. Freitag ist unser letzter Schultag, doch am Freitag- und Samstagabend stehen noch zwei schulische Ereignisse an: das Homecoming Football Game, bei dem der Homecoming King und die Homecoming Queen gekrönt werden und der Homecoming Dance.

Deutschunterricht durch unsere Schüler

Auch wenn nur wenige von uns die komplizierten Football-Regeln wirklich verstanden haben, ist das Spiel spannend anzusehen, auch dank der Marching Band, den Cheerleadern und der allgemeinen Party-Stimmung, die im Stadion herrscht. Großartige Stimmung erleben wir auch am Homecoming Dance, der uns, ebenso wie die Wahl von König und Königin am vorherigen Abend wieder einmal wie von der Kinoleinwand gesprungen vorkommt, und etwas ganz anderes ist als unsere Abi-Bälle oder dergleichen. Den Sonntag verbringen wir nun alle noch einmal mit unseren Familien, bevor wir unsere Koffer wieder einpacken und uns verabschieden müssen. Am Montag, dem 25. werden wir von der Schülervertretung noch typisch amerikanisch mit Pizza und Soda verabschiedet, und verlassen die USA mit einem lachenden und einem weinenden Auge, froh, wieder nach Hause zu kommen, und traurig, unsere Gastfamilien, die uns allen sehr ans Herz gewachsen sind, verlassen zu müssen. Trotz allem Abschiedsschmerz und der Jet-Lag bedingten Müdigkeit sind wir uns jedoch über eines einig: Bis zu unserer Heimkehr sind wir alle um einige Erfahrungen und neue Bekanntschaften reicher geworden, und keiner von uns würde diese Reise missen wollen.

Katrin Burkardt

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