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Briefe Phils an seine Schwester Dianne

Dear Dianne!

Ich sitze hier gerade an Deck von Gables Schiff und schreibe diesen Brief an Dich. Wir sind kurz vor Amerika und meine Angst steigt mit jeder weiteren Meile, die wir uns dem Land nähern. Ich denke, dass du dich in diesem Moment genau so fühlen würdest!
Mir geht so vieles durch den Kopf: Wo soll ich anfangen, wenn ich angekommen bin? Selbst sein Name will nicht mehr aus meinen Gedanken! Wie wird er reagieren? Was soll ich sagen? Mich verhalten? Ich weiß es einfach nicht!
Ich denke ich werde erst einmal mit Gables Hilfe nach einer Unterkunft suchen, da er in ein paar Tagen wieder weiterreist. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Gable mich mitgenommen hat!
Wir legen bald an...

Ich bin jetzt schon eine Woche in Amerika, Manhattan.
Mit Hilfe des Internets habe ich glücklicherweise SEINE Telefonnummer herausgefunden, auch wenn das ziemlich schwierig war und extrem lange gedauert hat. Seit ich die Nummer habe, sind schon drei Tage vergangen, aber ich habe mich immer noch nicht Überwunden ihn anzurufen. Ich denke aber, dass ich bald den ersten Schritt wagen sollte, egal wie groß meine Angst ist... Darauf habe ich mein ganzes Leben lang gewartet und jetzt ist der Moment da, also werde ich auch diese Chance nutzen.
Jetzt werde ich meine Suche fortsetzten!...

....Ich wähle gerade die Nummer von IHM!
Mein Herz klopft!
OH MEIN GOTT! Eine Frau hat sich gerade gemeldet, Marissa Cohen! - Ich habe aufgelegt.-
Er hat eine Frau! Was soll ich jetzt machen?! Ich bin total durcheinander! Soll ich noch einmal anrufen? Was ist, wenn er Kinder hat und gar nicht mehr an uns denkt?
Vielleicht ist es ja doch besser, wenn ich persönlich bei ihm vorbeigehe, oder doch ganz in Ruhe lasse? Ich gehe dann auch mal ins Bett um alles zu verarbeiten. Das war genug für mich heute! Morgen sehen wir dann weiter.

Ich durchsuche  gerade noch mal das Internet  nach seiner Adresse. Hoffentlich dauert das jetzt nicht mehr so lange wie bei der Telefonnummer. - Ich habe sie gefunden. Er hat wirklich eine Frau und wohnt in New York in der 5th Avenue. Jetzt muss ich nur noch schauen, wie ich nach New York komme, aber das dürfte das kleinste Problem sein! Ich mach mich dann jetzt auch auf den Weg.

Oh mein Gott Dianne, es ist so schrecklich! Ich kann es kaum fassen! Ich bin jetzt noch bei Marissa. Ich weiß, du wirst dich jetzt fragen was ich hier mache, aber das will ich dir ja jetzt auch erzählen: ich stand vor der Tür, nur einige Zentimeter von dem Klingelknopf entfernt und mein Herz raste wie wild. Ich wusste, dass sich gleich mein ganzes Leben ändern würde.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und klingelte.
Ich musste einige Sekunden warten bis mir die Tür geöffnet wurde. Eine hübsche, jedoch bedrückte und traurig wirkende Frau öffnete mir die Tür. Ich dachte mir schon, dass es Marissa war. Sie war es auch.
Als sie wissen wollte, was ich hier mache und ich fragte, ob John Cohen da sei, bat sie mich herein. Ich trat ein.
Sie erzählte mir, was vor einigen Tagen mit ihrem Mann, John,  geschehen ist. Er hatte einen schweren Autounfall und liegt seitdem im Koma. Mir wären fast die Tränen gekommen, aber ich konnte mich noch fassen. Als ich ihr erzählte, weshalb ich hier sei, schaute sie mich mit großen Augen erstaunt an. „Du bist Johns Sohn?“, hat sie mich gefragt. Und als ich ihr erzählte, dass es dich auch noch gibt, schaute sie mich noch überraschter an. Sonderlich geschockt war sie jedoch nicht, John hatte ihr wohl schon von Glass und der Schwangerschaft erzählt. Wir gingen, nach langem erzählen, zusammen ins Krankenhaus zu unserem Dad.
Meine Nerven lagen blank und  dann stand ich auf einmal vor seinem Bett und sah ihn.
Mit vielen Schläuchen an seinem Körper. Ich hätte ihn am liebsten umarmt, vor Freude und Glück. Ich hatte jedoch Angst ihm weh zu tun und ließ es.
Marissa ließ mich mit ihm alleine, ich saß eine Zeit lang neben ihm und schaute ihn einfach nur an und bemerkte wie ähnlich wir ihm doch sehen. Ich werde diesen Moment nie vergessen!
Ich fing langsam an ihm von mir und dir zu erzählen. Einfach von unserem ganzen Leben! Anfangs kam ich mir ein wenig doof dabei vor einfach so drauf los zu reden, ohne eine Antwort zu bekommen, dann fiel mir aber ein, dass gesagt wird, Komapatienten würden ihre Umgebung wahrnehmen und alles hören, was man ihnen erzählt. Danach fiel mir das ganze auch schon viel leichter. Nach einer Stunde sind Marissa und ich wieder nach Hause gefahren. Sie bot mir an, solange wie ich in Amerika bin, bei ihnen zu wohnen und ich nahm es dankend an. Sie erzählte mir noch eine ganze Menge über John. Aber das erzähle ich dir, wenn ich wieder zu Hause bin.

Ich bin so glücklich! Ich kann es kaum beschreiben! Nach einer Woche und stundenlangen Krankenhausbesuchen saß ich gestern Mittag an Dads Bett. Ich erzählte  ihm wieder über Gott und die Welt. Es macht mir mittlerweile sogar richtig Spaß und ich finde es gar nicht mehr so schlimm keine Antwort von ihm zu bekommen, tief im Inneren weiß ich mittlerweile, was er sagt!. Trotzdem wäre es schöner, wenn er antworten würde..
Gerade in dem Moment, als ich ihm sagte, wie sehr ich ihn all die Jahre vermisst habe, passierte das Unglaubliche!
Ich bemerkte auf einmal, wie er mich lächelnd ansah und ich wusste sofort, dass er gehört hat, was ich gesagt hatte. „Bist du es wirklich?!“, fragte er mich mit schwacher Stimme. Ich hätte vor Freude und Glück schreien können! Ich antwortete dann sofort mit Tränen in den Augen „Ja, Dad, ich bin es!“ und holte sofort die Ärzte.
Sein Zustand hat sich seit gestern verbessert und er wird auch schon bald entlassen. Leider musste ich ihn nach seinem Erwachen verlassen, da er seine Ruhe braucht.
Als ich bei den Cohens daheim angekommen war, erzählte ich sofort alles Marissa und wir lagen uns lange weinend in den Armen.
Morgen werden wir ihn zusammen besuchen und wer weiß, vielleicht wird er ja auch mit uns zurückkehren, was aber eher unwahrscheinlich ist.
Dies war mein letzter Brief an Dich, da ich bald wieder nach Hause kommen werde. Vielleicht ja auch mit Dad und seiner Frau Marissa!

Bis bald Dein Phil
P.S.:  Sag den anderen, vor allem Glass und Tereza einen Gruß. Ich vermisse Dich und freue mich Dich wieder zu sehen!

(Sophie, Verena, Dorothée, Victoria 9c)

 

Liebe Dianne!

Du kannst dir nicht vorstellen, wie toll es hier auf dem Schiff ist! Als ich das Schiff das erste Mal betrat, war ich mir etwas unsicher, ob ich so eine lange Reise auf so einem Schiff überleben würde,  aber jetzt ist es schön. Obwohl ich mich auch glücklich sein werde, wenn ich das erste Mal wieder festen Boden unter den Füßen habe.
Ich freue mich schon riesig darauf Papa zu sehen! Andererseits vermisse ich dich und Kat…Visible…Glas.

Die Schiffs-Crew ist sehr nett. Während der Reise bringen sie mir ein wenig Englisch bei und helfen mir auch mehr über die Schifffahrt zu lernen. Es macht hier sehr viel Spaß und ich kann Gable auch mal helfen.

Was hast du so gemacht seit ich weg bin? Wenn ich von der Reling schaue, kommt mir die Welt sehr groß und weit vor.
Ich wünschte, du könntest das auch sehen, zum Beispiel auch die Sonnenuntergänge…sie sind einfach wunderschön!!

Herzliche Grüße

Phil

(Jana, Elisabeth, Till, Simon 9c)

 

 

Hallo Dianne!

Schon lange nichts mehr von dir gehört. Ich hoffe doch sehr, dass es euch gut geht. Mir geht es soweit gut, doch ich vermisse euch und Visible sehr. Selbst Händel und die Jenseitigen fehlen mir, doch mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt mit dieser Sehnsucht zu leben.

Doch nun zu meiner Reise! Vielleicht hast du es nicht gewusst, aber Glass hat mir kurz vor meiner Abreise den Namen von unserem Vater verraten. Ich habe mir also vorgenommen nach ihm zu suchen, aber wie du dir vorstellen kannst, habe ich mich hierbei auf die berühmte Nadel im Heuhaufen eingelassen...

Anfangs bereitete mir das ständige Schwanken des Schiffes einige Probleme, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Schon bald habe ich die Freiheit auf dem offenen Meer sehr zu schätzen gewusst und ich verstehe Gable nur zu gut, der von dieser Freiheit wie besessen ist. Auf dem Schiff habe ich die Ruhe gefunden, nach der ich so lange gesucht habe.

Mittlerweile bin ich schon einen Monat in Amerika und habe mich, wie gesagt, auf die Suche nach unserem Vater gemacht. Ein "normaler" Mensch würde sich hierbei keine Hoffnungen machen, da Amerika einfach so riesengroß ist. Ich hatte mir ehrlich gesagt auch keine Chancen ausgerechnet, doch tief im Inneren habe ich auf eine Begegnung gehofft. Lange Zeit kam ich mit meiner Suche auch überhaupt nicht voran! Doch dann hat mir Gable, der mich einige Tage begleitete, einen Tipp gegeben. Er sagte mir, dass mein Vater im westlichen Kalifornien lebt, doch mehr wusste er auch nicht.

Naja, wenigstens etwas, dachte ich mir. Ich machte mich also auf den Weg und begann alle Ortsverwaltungen abzuklappern. Eine ziemlich bescheuerte Idee, ich weiß. Das stellte ich nach kurzer zeit dann auch fest. Dann kam mir eine andere Idee. Die Auskunft! Klingt vielleicht auch nicht viel besser, war es aber. Ich rief also bei der Auskunft an und fragte nach der Telefonnummer unseres Vaters. Ein Problem gab es aber. Es gab leider 62 Einträge mit dem Namen Michael Gabs. Trotzdem machte ich mir wieder Hoffnungen, ein klein wenig zumindest. Und ob du es glauben möchtest oder nicht, ich hatte Erfolg, auch wenn ich mir ziemlich dumm dabei vorkam und alle diese Männer anzurufen und nachzufragen ob sie vor 17 Jahren mit Glass liiert waren. Ich stieß nur allzu oft auf Empörung und Unverständnis, was ich allerdings verstehen kann.

Als ich den 13. Mann anrief, kam der Schock für mich. Es war unser Vater. ich war sprachlos, er jedoch auch. Meine Gefühle spielten verrückt. Ich hätte am Liebsten um mich geschlagen, geweint und gelacht gleichzeitig. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Zum ersten Mal seit 17 Jahren sprach ich mit unserem Vater. Ich war froh, als er endlich wieder etwas sagte und sich von diesem Schock einigermaßen erholt hatte. Er wollte sofort wissen, wie es Glass gehe und wie ich ihn gefunden habe. Ich erzählte ihm also diese verrückte Geschichte, bei der er wohl gedacht haben muss, dass ich bescheuert bin. Wir unterhielten uns über vieles, was in den letzten 17 Jahren passiert war und ich fühlte mich irgendwie vertraut mit ihm, obwohl ich ihn noch nie gesehen hatte und das erste Mal mit ihm gesprochen hatte.

Doch bald kamen wir zu dem Entschluss, dass es viel zu viel Gesprächsstoff gab und dieser schlecht am Telefon zu besprechen war. Ein Treffen musste her! Doch ich traute mich nicht ihn zu fragen! Dies erledigte sich aber nach kurzer Zeit von selbst, denn ER fragte mich!

Er will mich morgen Mittag am Bahnhof von San Diego abholen und danach wollen wir in ein Café gehen, um uns dort ausgiebig zu unterhalten. Einerseits bin ich sehr aufgeregt, doch andererseits freue ich mich riesig auf dieses Treffen. Viele Fragen schießen durch meinen Kopf. Wie wird er wohl aussehen? Was hat er wohl zu erzählen?...

Ich werde euch morgen direkt nach dem Treffen anrufen und berichten wie es war!

Bis dann,

Phil!

 

(Doreen, Elina, Johannes, Eduard 9c)

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