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Warum Latein?

Soll mein Kind Latein lernen, eine Sprache, die heute fast niemand mehr spricht? Macht Latein auch in einer zukunftsorientierten Gesellschaft Sinn, da Latein doch scheinbar in die andere Richtung blickt - in die Vergangenheit? 

Latein erlebt seit gut zehn Jahren einen für viele unerwarteten Aufwind. Die Frage, ob es sich lohnt diese „tote“ Sprache zu lernen, ist die Frage nach dem Sinn und Bildungswert dieser Sprache. Wodurch aber trägt Latein zur Bildung bei? Während bei den modernen Fremdsprachen meist sofort ins Auge springt, wozu sie nützlich sind, muss man bei Latein genauer hinschauen, um seinen Bildungswert zu erkennen.

1. Latein stärkt die muttersprachliche Kompetenz

Von ehemaligen  Lateinschülern hört man häufig den Satz, Grammatik habe man erst richtig im Lateinunterricht gelernt. Warum ist das so? Im Lateinunterricht ist die Unterrichtssprache Deutsch; hier sprechen und reflektieren die Schüler über sprachliche Strukturen, benennen diese und lernen grammatische Begrifflichkeiten zu unterscheiden. Beim Übersetzen ( das in den modernen FS eine untergeordnete Bedeutung hat ) trainieren sie das Ausdrucksvermögen in der deutschen Sprache.

Die Reflexion über Fremdwörter, die aus dem Lateinischen in unsere Sprache übergegangen sind, ihre Herleitung und  Wahrnehmung von Bedeutungsveränderungen  führt dazu, dass nicht ganz alltägliche Fremdwörter bewusster, nuancierter und sicherer gebraucht werden können.

2. Latein trainiert Methoden, die in vielen Bereichen nützlich sind

Latein gilt schon lange als ein Ort der Geistes- und Denkschulung. Latein fordert und fördert durch seine Eigenart z.B. analytisches und kreatives Denken, ebenso wie Genauigkeit und Konzentrationsfähigkeit.

3. Latein  fördert das Erlernen anderer, vor allem der romanischen Sprachen

Latein erleichtert den Zugang zu den modernen Fremdsprachen. Neun europäische Sprachen sind aus dem Lateinischen entstanden, darunter Französisch, Italienisch und Spanisch. Die enge Verwandtschaft – die sich sowohl in der Grammatik als auch im Wortschatz zeigt -erleichtert es dem Lateiner, diese Sprachen zu lernen. Auch für Englisch, das kein unmittelbarer Abkömmling ist, ist Latein von Nutzen: Der Wortschatz lässt sich zu über 50% aus dem Lateinischen ableiten.

4. Latein  vermittelt einen Zugang zur römischen und griechischen Kultur

Lateinunterricht ist nicht nur Sprach-, sondern auch Sach- und Kulturunterricht. Er vermittelt sozusagen ein Grundlagenwissen in Sachen Altertum und führt damit zu unseren Wurzeln und zu den Europas. Der moderne Lateinunterricht hat sich umorientiert, indem er stärkere Akzente auf Lernfelder setzt wie z.B. das Alltags- und Privatleben der Römer, Religion und Geschichte, Verfassung und Recht, griechische Mythologie und Philosophie. 

5. Latein ermöglicht eine unmittelbare  Begegnung mit Texten der Weltliteratur

Der Lateinunterricht hat aber natürlich  im besonderen Maße die Aufgabe, wichtige Werke der römischen Literatur zu übersetzen und zu interpretieren. Die Schüler lesen ab Ende Klasse 10 philosophische, politisch-historische oder poetische Texte im Original. Der Lateinunterricht bleibt dabei aber nicht in der Betrachtung der alten Formen und Inhalte, sondern konfrontiert sie mit modernen Sichtweisen und sucht den Kontakt zur Aktualität des Lebens:

So werden hier Fragen behandelt, die bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben wie z. B.

  • Worin besteht das wahre Glück?
  • Wozu braucht man ethische Gesetze, wozu Gesetze überhaupt?
  • Was spricht für/was gegen die verschiedenen Staatsformen?
  • Wie begegne ich dem Fremden?  

6. Latein und Latinum

Das Latinum ist an der Universität Voraussetzung für viele Studiengänge. Auch in Studiengängen, die kein Latinum verlangen, ist Latein als Wissenschaftssprache von großem Nutzen. Wer Latein kann, arbeitet sich schnell in die Fachsprache der von ihm studierten Disziplin ein.

Die Studiengänge, für welche das Latinum aktuell erforderlich ist, finden Sie unter www.altphilologenverband.de, Thema „Latein als Studienvoraussetzung“.

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