„Hexenjagd“ mit leidenschaftlichen Zornausbrüchen
LANDAU: Überzeugende Aufführungen der Theater-AG des Max-Slevogt-Gymnasiums im Gemeindesaal der Stiftskirche
20.07.2003 Mit Arthur Millers Theaterstück „Hexenjagd“ präsentierte sich die Theater-AG des Max-Slevogt-Gymnasiums im Gemeindesaal der Stiftskirche. Den jungen Laienschauspielern gelang das Kunststück, die Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute der Aufführung in ihren Bann zu ziehen. Die Erhaltung des Spannungsbogens gelang vorzüglich durch das intensive, ausdrucksstarke Spiel der Darsteller, die kaum Requisiten benötigten. Dreizehn Schülerinnen und sechs Schüler der Klassenstufen 10 bis 13 hatten für die beiden Aufführungen seit dem Herbst letzten Jahres einmal wöchentlich geprobt.
Das packende Drama um Hexenjagd und Massenhysterie wurde 1953 zum ersten Mal am Broadway in New York aufgeführt. Schauplatz der Handlung ist Salem, eine kleine Stadt in Massachusetts, man schreibt das Jahr 1692. Eine bigotte Gemeinde bläst zum Angriff auf vermeintlich unmoralische Mädchen, Frauen und Männer, die mit dem Satan im Bunde stehen sollen.
Vier junge Mädchen tanzen zu mystischen Klängen auf einer Waldlichtung. In ihrer Mitte windet sich Tituba, ein Hausmädchen aus Barbados, dargestellt von Eva Weber. Über einem Topf murmelt sie fremdartige Beschwörungsformeln, die Abigail (überzeugend: Judith Stempel), einem der Mädchen, zu Liebesglück verhelfen sollen. Pastor Samuel Perris (Florian Feierabend), Abigails Onkel, belauscht den nächtlichen Spuk, bei dem er auch seine eigene Tochter Betty (Miriam Knab) erkennt. Betty erschrickt, wird ohnmächtig und hat seit dieser Nacht seltsame Wahnvorstellungen, die sie ans Krankenbett fesseln und einen schlimmen Verdacht auf sie und Abigail werfen: Hexerei und Satansanbetung. Perris hat Angst.
Um Licht ins Dunkel der vermeintlich geisterhaften Geschehnisse zu bringen, ruft er den resoluten Geistlichen Hale (Volker Sinn) zur Hilfe. Eine tragische Entwicklung nimmt ihren Lauf. Wohl wissend, dass auf Hexerei der Tod durch den Strang steht, treffen die Freundinnen, Abigail, Betty, Mary (Julia Walter) und Mercy (Ilona Peuten) eine folgenschwere Entscheidung: Sie wollen gestehen, die Geister der Toten beschworen zu haben, um das Todesurteil abzuwenden. Immer tiefer verstricken sich die Mädchen in ein Netz aus Lügen und Anschuldigungen. Sie bezichtigen andere Mitglieder ihrer Gemeinde der Teufelsanbetung.
Ein düsterer Schatten liegt über der Stadt. „Es ist eine Furcht im Lande, weil eine Verschwörung im Gange ist“, sagt der aus Boston angereiste Richter Hathorne (Laura Schuster). Inquisitorische Verhöre werden durchgeführt und bald schmachten vierhundert Menschen im Gefängnis, sind zahlreiche Todesurteile worden. Der gierige Großgrundbesitzer Thomas Putnam (Holger Leydecker) nutzt die Hysterie, um Intrigen gegen unliebsame Konkurrenten zu spinnen. Allein John Proctor (grandios: Johannes Meng) und Giles Corey (Gregor Verhoeven), ein streitsüchtiger, alter Bauer, glauben nicht an den Hexenwahn. Proctor hatte ein Verhältnis mit Abigail, seinem ehemaligen Hausmädchen. Im Grunde genommen bieder und geradlinig, bereut er seinen Ehebruch zutiefst und verflucht seine Schwäche. Als auch Proctors Frau Elizabeth (Shanti Chakraborty) unter dem Verdacht der Hexerei festgenommen wird, stellt sich Proctor gegen die strafende Obrigkeit und ergreift Partei für die jungen. Mädchen, die ihre übersinnlichen Kräfte in Wirklichkeit nur vorgetäuscht haben. Doch da hat der kollektive Wahnsinn längst die ganze Stadt überschwemmt.
Es kommt zum furiosen Finale im Gerichtssaal, in dem sich das ganze Ausmaß der Tragödie und die kollektive Hysterie der Stadt offenbaren. Auch John Proctor wird wegen Hexerei zum Tode verurteilt.
Die vorzügliche Leistung aller neunzehn Mitwirkenden lag sicherlich auch an der geglückten Besetzung der einzelnen Charaktere. Von packender Intensität war die Darstellung von Johannes Meng als John Proctor. Er lebte seine Rolle. Sein facettenreiches Spiel rief atemlose Spannung hervor, seine leidenschaftlichen Zornausbrüche ließen das Publikum zusammenzucken. Weitere Darsteller waren Katrin Burkhardt, Nike-Marie Steinbach in einer Doppelrolle, Anne Richter, Maike Doppler, Linda Terhorst. Anna Wolf und Felix Kehlen. Regie führten die Lehrkräfte Sibylle Romeis, Stefan Schaupp und Dirk Tews. (ovi)
RHEINPFALZ, 16.7.2003
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