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17.06.15

Die Klasse 5A verfolgt im NAWI-Unterricht den Flug der Störche

Viele Zuschauer hatte Storchenforscher Wolfgang Fiedler (Bildmitte) in Bornheim. (FOTOS: VAN)

Ganz sachte holt Christian Reis die jungen Adebare aus ihremn Nestern, damit Wolfgang Fiedler ihnen die Rucksacksender anlegen kann.

Mit Fuchur auf Südkurs

Zwei Dutzend pfälzische und rheinhessische Jungstörche werden am Wochenende mit Sendern ausgestattet. Damit sollen die Geheimnisse ihrer Langstreckenflüge in die Winterquartiere gelüftet werden.

Von Jürgen Müller

Er ist erst sieben Wochen alt, aber schon ein richtiger Frechdachs. Der Storchensprössling zwickt und pickt Wolfgang Fiedler so heftig in Hände und Arme, dass bald die Schrammen auf der Haut nicht mehr zu übersehen sind. Doch der Wissenschaftler von der Vogelwarte Radolfzell lässt sich an diesem Vormittag im südpfälzischen Bornheim nicht aus der Ruhe bringen: Er hält den gefiederten Rabauken unverdrossen fest. Schließlich wird auch dem zappelnden Halbstarken klar, dass er sich fügen muss, und hält endlich still.

Das ist der Moment, in dem Fiedler routiniert eine Schlaufe um den Hals des Adebars legt. Dann folgen die Schlaufen für die Flügel. Noch mal hier gezurrt, dort das Band gekürzt – und schon sitzt der Rucksack-Sender sicher auf dem Storchenrücken. Es sieht ein bisschen aus, als hätte das Tier einen Schulranzen auf, aus dem eine Antenne herauslugt.

Dieser „Ranzen“ hat es in sich. Das weiße Kästchen zapft Satelliten an, um den aktuellen Standort zu bestimmen, und verschickt regelmäßig einen Reisebericht nach Hause. Den Strom liefert ein Solarmodul. Am meisten begeistern Vogelzugforscher Fiedler die Infos der Beschleunigungssensoren: Muss der Storch gerade heftig mit den Flügeln schlagen, hat er Aufwinde aufgespürt, in denen er kräfteschonend segeln kann, oder läuft er am Boden umher?

Noch weiß man viel zu wenig über den geheimnisvollen Zug der Störche in südliche Gefilde. Im August sammeln sich die Adebare wie auf Kommando. Sie entfliehen dem Futtermangel im deutschen Herbst und Winter, um im Februar wieder mit großem Geklapper zurückzukehren. Bei früheren Senderaktionen haben die Wissenschaftler festgestellt, dass diese lange Reise für die unerfahrenen Jungstörche viel kräftezehrender ist als für die älteren Vögel. Von denen muss der Nachwuchs erst noch die Tricks lernen, um entspannt mit dem Wind zu schweben.

In dieser Saison beteiligt sich auch die Aktion Pfalzstorch an dem Forschungsprojekt. Sponsoren haben es ermöglicht, 25 pfälzische und rheinhessische Jungvögel mit Sendern auszustatten. Die 55 Gramm leichten „Rucksäcke“ behindern die im Schnitt dreieinhalb Kilogramm schweren Tiere nicht im Flug, versichert Wolfgang Fiedler.

Normalerweise rüste er die Adebare „mehr guerillaartig“ aus, scherzt der Wissenschaftler. Soll heißen: ohne viel Tamtam kommen, die Kästchen anlegen, weiterfahren zum nächsten Nest. Doch an der großen Voliere bei der Bornheimer Storchenscheune verfolgen gestern Vormittag Dutzende Augenpaare seine Arbeit. So ist die 5a des Landauer Max-Slevogt-Gymnasiums in stattlicher Zahl vertreten. Seit April hat Lehrerin Anne Mayer die Klasse im Nawi-Unterricht auf das Thema vorbereitet.

Ihre Schülerin Rebecca aus Maikammer ist ausgelost worden, um aus den von Sponsoren eingereichten Vorschlägen Namen für die Senderstörche zu ziehen: „Das ist richtig cool, dass ich das darf“, freut sich die Zehnjährige. Vom Landauer Otto-Hahn-Gymnasium sind Lukas aus Gleishorbach und Jonas aus Offenbach (beide 11) mit derselben Aufgabe betraut. Rebecca greift zuerst in den Behälter: „Victor oder Olga“ steht auf dem herausgefischten Blatt. Eben je nachdem, ob es sich bei dem anfangs erwähnten pickenden Frechdachs um einen Jungen oder ein Mädchen handelt. Um das später im Labor feststellen zu können, stibitzt Fiedler jedem Senderstorch eine kleine Feder. Die folgenden Adebare werden Fuchur (nach dem freundlichen Drachen der „Unendlichen Geschichte“), Voyager und Adios heißen.

Die Schüler werden aufmerksam die Reise „ihrer“ Störche verfolgen, ist sich Lehrerin Mayer sicher. Dabei kann die kostenlose App „Animal Tracker“ helfen, in die die Flugdaten einfließen. Wie die App funktioniert und wo sie heruntergeladen werden kann, erfährt man im Internet: www.orn.mpg.de/animaltracker


Quelle: Die Rheinpfalz - Rheinpfalz am Sonntag Vorder Süd - Nr. 24, Sonntag, den 14. Juni 2015, Seite 4


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