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07.06.13

SchülerInnen der MSS 12 am 3.6. zum „Trialog der Kulturen“ in Straßburg

17 SchülerInnen des Grundkurses ev. Religion sammelten Erfahrungen in der multikulturellen Großstadt im Elsaß. Das Verhältnis von Religionsgemeinschaften und Staat in Deutschland und Frankreich stand im Mittelpunkt der Begegnungen und Gespräche an diesem Tag.

Eindrucksvoller Auftakt war der Besuch der vor einigen Monaten in Straßburg neu eröffneten größten Moschee Frankreichs. „Die Republik reicht euch ihre Hand. Jetzt ist der Islam an der Reihe mit Vertrauen zur Republik zu kommen“, so die Worte des französischen Innenministers Manuel Valls zur feierlichen Eröffnung. Diese großen Worte konnte die MSG-Gruppe bei der Besichtigung der „Grande Mosquée des Strasbourg“, die zu etwa einem Drittel der rund 10 Mio. Baukosten von der öffentlichen Hand mitfinanziert wurde, nachempfinden. Diese Mitfinanzierung durch öffentliche Kassen und die große öffentliche Aufmerksamkeit ist für Frankreich, in dem die Laizität (die weitgehende Trennung von Religion und Staat) hochgehalten wird, etwas ganz besonderes und ein Zeichen für ein offenes Klima im Elsaß. Der Bau des italienischen Architekten Paolo Portoghesi setzt baulich einen bewußten Akzent in Straßburg im „Trialog“ mit dem Straßburger Münster und der großen Synagoge. „J'ai voulu enrichir le paysage de la ville d'un symbole islamique, mais aussi universel. J'ai également tenu à rendre hommage à l'esprit gothique de Strasbourg.“(Zitat Portoghesi). Die Baukonzeption und die Ausführungen des muslimischen Moschee-Führers zu Baugeschichte und Innenausstattung beeindruckten die MSG-Besucher, besonders die Kuppelkonstruktion und die Vielfalt der handgefertigen marokkanischen Fliesen.

Die Besonderheit der Stellung der Religionsgemeinschaften gegenüber dem Staat im Elsaß erläuterte den Schülern Bettina Cottin, die evangelische Studentenpfarrerin an der Uni Straßburg, bei einem Besuch der „Aumonerie Universitaire Protestante“. Da Elsaß-Lothringen 1905 zu Deutschland gehörte, greift bis heute hier nicht das strenge französische Gesetz zur Trennung von Staat und Kirche, sondern die offeneren Bestimmungen aus napoleonischer Zeit. Das ergibt Spielräume für zahlreiche Kooperationsfelder zwischen Staat und christlichen und jüdischen Religionsgemeinschaften, u.a. das Bestehen einer theologischen Fakultät an der Uni Straßburg und die vielfältigen Arbeiten der Studentenseelsorgerin im multikulturellen Straßburg. Und eröffnet eben die Frage:Wie sind die Muslime in dieses Geflecht einzubeziehen?

Die Arbeit der Kirchen als NGO beim Europarat und der EU im allgemeinen und zugespitzt auf die parlamentarische Meinungsbildung zu Fragen der Bioethik standen im Mittelpunkt des 3. Treffens des Tages. Im schönen Ambiente des Gebäudes der elsässischen Kirchenleitung am Quai St. Thomas standen Richard Fischer, Referent der Commission Eglise et Société der Konferenz der Europäischen Kirchen und der Mediziner Dr. Hentz den Schülern Rede und Antwort. Wann beginnt die volle Schutzwürdigkeit des menschlichen Lebens? Welche ethischen Fragen stellen sich mit technischen Verfahren wie der Präimplantationsdiagnostik und der Embryonenforschung? Die Powerpointpräsentation des Mediziners und seine instruktiven Informationen forderten die Schüler zu Nachfragen und eigener Meinungsbildung heraus.

Zwei von ihnen werden den Trialog in Straßburg fortsetzen: Im Laufe der Schulprojektwoche im Juli werden sie Gesprächspartner zum Thema „Judentum, Christentum und Islam in Straßburg“ auf Französisch interviewen, dazu konnten sie beim jetzigen Straßburg-Besuch wertvolle Kontakte knüpfen.


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