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19.02.16

MSS 11 bei interkulturellen Begegnungen in Mannheim

75 Schülerinnen und Schüler aus vier Religionsgrundkursen der MSS 11 hatten am 4.2.2016 die Gelegenheit mit Vertretern muslimischer und jüdischer Gemeinden über kulturelle und aktuelle Fragen ins Gespräch zu kommen. Einige Erfahrungsberichte:

Moschee in Mannheim

Wir fuhren mit zwei Grundkursen Evangelische Religion nach Mannheim, um dort eine Moschee und die Synagoge Mannheim zu besuchen. Die Yavuz Sultan Selim Moschee kann in ihrem Gebetssaal bis zu 2000 Muslimen Platz bieten. Sie befindet sich im Stadtteil Jungbusch und wurde 1993-1995 erbaut. Unsere Führung leitete der evangelische Pfarrer Schäfer, der sich schon seit geraumer Zeit für den Austausch und das gemeinsame Miteinander von Muslimen und Christen einsetzt. Zunächst warteten wir in der Moschee-Cafeteria auf die Führung, die dann am Waschbrunnen begann, an dem sich alle Muslime vor dem Gebet waschen. Eine solche Symbolik des Reinwaschens begegnet uns auch im Christentum, z.B. bei der Taufe oder bei den Katholiken am Weihwasserbecken. Danach begaben wir uns in den prachtvollen Gebetssaal. Dieser war mit wunderschönen Wandmalereien und den typischen Einrichtungsstücken einer Moschee ausgestattet, z.B. dem Mihrab/Gebetsnische, die die Gebetsrichtung nach Mekka anzeigt, und war versehen mit einem mit Mustern bestückten Teppich. Wir erfuhren vieles über die Geschichte und die Entstehung des Islam. Auch hier bezog sich unser Führer auf Auszüge aus dem Koran, welche vergleichbare Parallelen in der Bibel haben, und die Gemeinsamkeiten beider Religionen an vielen Punkten wurden hervorgehoben.

Zusammenfassend lässt sich der Ausflug in die Moschee als sehr lehrreich beschreiben, da wir einige neue Einblicke in die Geschichte, die Kultur und den Glauben des Islam gewinnen konnten. Hierbei möchten wir uns bei der Türkisch-Islamischen Gemeinde Mannheim und dem Institut für Integration und interreligiösen Dialog herzlich bedanken.

David Böhm, Johann Mees

Synagoge des jüdischen Gemeindezentrums Mannheim

Am 4. Februar 2016 hatten wir, die beiden Grundkurse in evangelischer Religion der MSS11, die Ehre, die Synagoge des jüdischen Gemeindezentrums in Mannheim zu besuchen. Das Gemeindezentrum wurde 1985-1987 im Nachbarquadrat (F3/4) der ehemaligen Hauptsynagoge, welche in der Reichsprogromnacht niedergebrannt worden war, errichtet und steht nun mitten in „Klein-Istanbul“, einem durch viele Volksgruppen geprägten Stadtteil von Mannheim. Vor dem Gemeindezentrum öffnet sich die Anlage zu einem Platz, man erkennt, dass die Synagoge im Zentrum nach Osten ausgerichtet ist. Rechts und links führen zwei Portale in den Synagogenbereich, geschmückt von zwei hebräischen Zitaten aus den Psalmen.

Das Gemeindezentrum umfasst, außer der Synagoge, auch weitere Räume, die dem alltäglichen Gemeindeleben dienen, wie Klassenzimmer, eine Küche, ein Restaurant  oder einen Festsaal. Jede Woche gibt es Treffen einer gemeindeinternen Seniorengruppe, Kindergruppe und Sportgruppe, jüdischen Religionsunterricht von der 1. bis zur 4. Klasse, wie auch viele weitere verschiedene Aktivitäten. Im Gemeindezentrum ist auch eine Mikwe untergebracht, ein rituelles Bad, das für orthodoxe Juden und Jüdinnen sehr wichtig ist.

Wiedergegründet wurde die Gemeinde 1946 von den 20  Mannheimer Juden, die nach dem Zweiten Weltkrieg, nach der Verfolgung in der Schoa wieder in die Stadt zurückgekehrt sind. Vor dem Krieg beheimatete sie über 6.000 Juden, von denen circa 2.000 im Krieg ihr Leben verloren. Juden gab es in der Stadt seit ihrer Gründung im 17. Jahrhundert. Heute umfasst die jüdische Gemeinde jedoch wieder etwa 500 Mitglieder, von denen 40% aus der ehemaligen Sowjetunion und der Rest aus vielen verschiedenen Ländern wie den USA, Israel, Nordafrika, Frankreich, Polen oder Rumänien stammen. Geführt wird sie von einem fünfköpfigen Vorstand, der demokratisch von allen Gemeindemitgliedern gewählt wird.

Nun zur Synagoge an sich: Beim Eintreten besonders auffallend sind die großen Tafeln mit den 10 Geboten auf den Türen des Toraschreins wie auch die künstlerische Abbildung Jerusalems darüber und der hebräische Schriftzug „Von Zion (Jerusalem) kommt die Lehre (Tora) und das Wort Gottes aus Jerusalem“. Die Synagoge ist überwiegend in den Farben Blau, Weiß und Grau gehalten, auch die Glasfenster. Ebenso auch die von Mannheimer Künstlern gestaltete Decke, welche den Himmel über Jerusalem zeigen soll. In der Mitte dieses Himmels, und somit in der Mitte des Kuppeldachs, befindet sich ein Davidstern. Es findet sich wie in allen Synagogen eine ähnliche Ausstattung: ein Vorbeterpult im Zentrum für den Kantor, eine siebenarmige Menora und ein ewiges Licht (ner tamid) als Erinnerung an den Tempel in Jerusalem, der Toraschrein zur sicheren Aufbewahrung der großen, geschmückten, imposanten Torarollen und ein achtarmiger (8+1) Chanukka-Leuchter für das Chanukka-Fest im Dezember, außerdem neben der Eingangstür auch viele Gedenktafeln für verstorbene Gemeindemitglieder (mit Jahrzeitlichtern).

Einen Unterschied zu anderen Synagogen gibt es in der Platzaufteilung, da die Frauen hier nicht (wie gewöhnlich in traditionellen Synagogen) auf den Emporen zu sitzen haben, wenn sie am Gottesdienst teilnehmen, sondern rechts und links außen, während die Männer in der Mitte Platz nehmen. Der Gottesdienst findet immer am späten Freitag Nachmittag für circa 45 Minuten und samstagmorgens für etwa 2 Stunden statt. Jeden Sabbat, also jeden Samstag, wird ein Abschnitt der Tora (5 Bücher Mose) gelesen, so dass sie dann in einem Jahr genau einmal komplett gelesen ist. In der Gemeinde gibt es von allen 500 Mitgliedern zur Zeit nur vier, die fähig sind, den unpunktierten hebräischen Text aus der Tora zu lesen, da dies sehr schwer ist und daher einer sehr langen Lern- und Übungszeit bedarf.

Die jüdische Gemeinde pflegt den Kontakt zur Stadtverwaltung und den Vertretern anderer Religionen. Leider wird sie doch noch mit antisemitischen Vorurteilen konfrontiert, jedoch nicht mit direkten Angriffen.

Abschließend können wir nur sagen, dass die Exkursion nach Mannheim eine sehr interessante und lehrreiche Erfahrung war und wir mit vielen positiven Eindrücken wieder zurück nach Landau fahren durften.

Ina Miola, Annabelle Schiller, MSS 11

 


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