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Besuch des Theaterstücks „Schachnovelle“

28.01.2009 Der Deutsch–Grundkurs der 12. Jahrgangsstufe des MSG unter der Leitung von Frau Edl besuchte am Dienstagabend (13.1.09) das Theaterstück „Schachnovelle“. Der gesamte Kurs traf sich in der Wintereiseskälte des Januars um 19.45 Uhr vor der Jugendstil–Festhalle in Landau. Wir hatten uns gerade auf unsere Plätze begeben, als sich schlagartig der Saal verdunkelte und der Vorhang sich öffnete. Das Stück begann.

Es faszinierte uns der Anblick eines Schiffsdecks, der Schauplatz der Handlung. Zunächst waren die Schauspieler freizeitlich ohne jeden Wettkampfgedanken am Schachspielen. Dieser bleibt nur kurze Zeit ungeweckt. Schachweltmeister Mirko Czentovic war ebenfalls auf dem Passagierschiff und nach Bekanntwerden dieser Sensation wollte Ölmillionär McConner eine Partie mit ihm spielen. Nach einer Geldzahlung begann die erste Schachpartie, McConner verlor diese und verlangte daraufhin eine Revanche. Diese erfuhr eine jähe Wendung: Der fremde Dr. Bertram griff in das Spielgeschehen ein und führte das fast verlorene Spiel in ein Remis. Im Anschluss erzählte Dr. Bertram, wie er in den 1930er Jahren von den Nationalsozialisten eingesperrt und intensiv verhört wurde. Diese Erzählung stellte den Handlungsmittelpunkt dar. Das Schreckliche an der Einzelhaft war, dass er in ein fensterloses Zimmer, ohne jegliche Ablenkung und mit permanent brennendem Licht eingesperrt war. Auf dem Schiffsdeck strahlte nur ein greller Scheinwerfer auf die Bühnenmitte, sodass man sich einen Raum vorstellen konnte. Der Wärter ging durch eine Gefängnistür, brachte das Essen und verließ wortlos die Bühne. Durch einen Zufall konnte Dr. Bertram ein Büchlein stehlen. Dieses war sein einziger Halt, um nicht dem Wahnsinn der Einsamkeit zu verfallen und Informationen im Verhör preiszugeben. Und das selbige Buch war gefüllt mit 150 Meisterpartien im Schach. So war er „glücklich“, konnte sich ablenken und begann Schach zu spielen. Er spielte zunächst auf einer karierten Decke mit Brotfetzen, bis er das Spiel im Kopf hatte. Um nun weiterzuspielen, musste er die Züge seines Gegners, also seine eigenen Züge, vorausdenken und gleichzeitig nicht verraten. Er kam in ein heftiges „Schachfieber“ und erlitt einen Nervenzusammenbruch.

Dieser half ihm allerdings aus dem Gefängnis und ein entsprechend formulierter Krankenbericht verhinderte die Rückkehr.

Zurück auf dem Schiff wagte Dr. Bertram ein Experiment: Er wollte in einer Schachpartie herausfinden, ob das Erlernte wirklich taugt oder nur unnützer Wahn ist. Er forderte nur eine einzige Partie, um dem Schachfieber nicht erneut zu verfallen. Die Partie wurde von ihm gewonnen, jedoch nahm er die Revanche von Mirko Czentovic ohne Überlegung an. Das langsame Spiel des Schachweltmeisters machte ihn sehr nervös, seine Gedanken schweiften ab, er machte einen Fehler und verlor die gesamte Partie. Er selber wurde aus der Verwirrung geweckt, an seine Krankheit erinnert und ebenfalls an die geforderte einmalige Partie. Das Theaterstück endete hier.

 

Am Besten hatte uns die Darstellung des „Schachfiebers“ gefallen, also des Durcheinanders im Kopf von Dr. Bertram. Es wurde ein riesiges Schachbrett auf den Bühnenhintergrund projiziert. Dort wurden zunächst normale Partien gespielt, es änderte sich die Spielgeschwindigkeit und schließlich flogen einem die Figuren um die Ohren…

Andreas Jung, Christian Westerhorstmann, Yves Kaci 

 

Stimmen aus dem Kurs:

 

Gefallen hat mir…

  • das Bühnenbild: 5 verschiedene Schauplätze wurden nur durch Beleuchtung und kleine Details veranschaulicht.
  • die schauspielerische Leistung als Dr. Bertram, die sich in der Darstellung der Zwiespältigkeit zwischen Genialität und Schizophrenie zeigt.
  • der Spannungsaufbau, der im Zusammenspiel mit Bühnenbild und Musik den Wechsel zwischen Traum und Wirklichkeit veranschaulichte.
  • die finale Schachpartie: Die Hinleitung auf die Partie war spannender als das Geschehen selbst.

  Fasziniert hat mich…

  • die Schachpartie Bertrams gegen sich selbst: Er steigert sich immer mehr in das Spiel hinein bis alles zusammenbricht.
  • die Szene, in der sich Dr. Bertram in einer Zelle befindet und langsam dem Wahnsinn verfällt. Sie war sehr packend und ein Kraftakt des Schauspielers.

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