Israel- Reise der MSS 12 und 11 mit Studenten der Uni Landau vom 02. -08. Juni 2015
Etwas müde und erschöpft vom Flug und der Anreise landen wir in dem Land voller Hoffnung und Gegensätzen, dem Land voller pulsierender Geschichte, dem Land namens Israel. Es ist früh am Morgen in Tel Aviv. Uns empfängt eine sommerliche Schwüle und trotz früher Morgenstund sehr freundliches Personal am Flughafen. Wir sind eine Gruppe von 25 Schüler/innen und Studenten/ innen, in Begleitung von Frau Ehrmantraut, Frau Klein und Frau Vidal. Auf der Fahrt Richtung Jerusalem schaute ich gespannt aus dem Fenster des Reisebusses. Ich hatte ein Gefühl, als ob man Hunger hat und zu gerne den Topfdeckel heben möchte, um den Duft der Gewürze einzuatmen. So wünschte ich, ich könnte das Gesicht in den Fahrtwind halten um zu riechen was mich in diesem Land erwarten wird. Angst vor Unruhen hatte ich keine. Konflikte ohne jegliche Horizonte leben schon lange mit diesem Land in Beziehung. (Außerdem hörte ich von mehreren Seiten, in Jerusalem sei es ruhig und die israelische Seite sei relativ sicher.) Unser Hotel direkt vor den Mauern der Altstadt war sehr schön und sauber. Wir bekamen morgens und abends köstlichstes Essen. In den Mittagspausen stillten wir meist unseren Hunger mit köstlichen Falafeln in Pitas von der Strasse und lernten so das einheimische Essen kennen. Die Studenten hatten vorab für alle eine Mappe mit Programm, Karte und Infos zusammengestellt, welche uns in den sechs Tagen eine große Hilfe war.
Unser Programm war für die doch relativ kurze Zeit vielfältig und auch stramm getaktet. Trotzdem hatten wir genügend Zeit, in Kleingruppen die alten Pflaster selbst zu erkunden und natürlich für unsere Liebsten in der Ferne nach Souvenirs in dem arabischen Basarlabyrinth auf Suche zu gehen. Es gibt vier Viertel in der Altstadt hinter den Mauern: das armenische, muslimische, christliche und jüdische Viertel. Nach und nach lernten wir alle vier sehr unterschiedlichen Viertel kennen.
Am ersten Tag machten wir nach dem Abendessen einen Spaziergang. Ich ließ die ersten Bilder, Geräusche, Gerüche und die Atmosphäre auf mich wirken. Die Stadt war trotz der späten Stunde unglaublich lebendig und ich merkte schnell, wie schwer es sein wird, diese Reise in Worten festhalten zu können. Wir hatten das Glück, dass wir zur Zeit des großen Lichterfestivals in Jerusalem waren. Entlang den alten Mauern waren kunstvolle Leuchten aufgestellt und aufgehängt und die Tore verwandelten sich in geradezu kitschige Märchenschloss-Fassaden. Besonders am zweiten und dritten Tag besichtigen wir sehr viele Kirchen und heilige Orte unterschiedlicher Glaubensrichtungen. Eine Besondere war die Grabeskirche, in welcher sechs christliche Konfession vertreten sind. Wir haben uns um 4:30 Uhr in der Früh auf den Weg gemacht und hatten so die Chance, diesen außergewöhnlichen Ort und den zu diesem Zeitpunkt stattfindenden Gottesdienst, ohne Touristenmassen auf uns wirken zu lassen. Im christlichen Teil besuchten wir zudem die Via Dolorosa, die 14 Stationen des Leidenswegs Jesu. Es war aufregend, im muslimischen Viertel durch die Basarstrassen zu schlendern und mit arabischen Händlern ein bisschen englischen Smalltalk zu halten. Das jüdische Viertel war aufgeräumter und ruhiger. Ich hatte Freude daran, die an mir vorbei huschenden, in schwarz gekleideten Männer mit ihren wehenden Schläfenlocken zu beobachten, wie sie mit Kollegen in ein Gespräch vertieft waren oder beim laufen im heiligen Buch lasen und gleichzeitig versuchten, vereinzelten Touristengruppen auszuweichen. Dies ist wohl das einzigartige an diesem Ort, man muss nur eine von den engen Seitengassen weiter gehen und trifft schon auf andere Menschen, von ganz anderer Mentalität. Der Tempelberg mit der Al-Aqsa Moschee und dem Felsendom sowie die Klagemauer empfand ich als sehr emotional geladene und eindrucksvolle Orte.
Besonders um 5 Uhr morgens liegt eine sehr spirituelle Ruhe über der ganzen Klagemauer.
Hunderte von Gläubige kommen jeden Tag hier her und stecken kleine Zettelchen in die vielen Mauerritzen. Darauf stehen ihre Gebete und Wünsche. Natürlich sind überall Kontrollen an den heiligen Orten gerade am Tempelberg und an der Klagemauer, doch habe ich es nie als störend empfunden und war überrascht, welche harmonische Stimmung trotzdessen in der Stadt herrschte.
Die Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem war für uns alle ein sehr bewegender Ort. Beim Gang durch die verschieden thematischen Einrichtungen der Gedenkstätte hatte ich einen Kloss im Hals.
Ein Naturspektakel der besonderen Art war das einzigartige Tote Meer. Ein lustiges Ereignis und ein entspannenderes als jedes „Chill-Sofa" dieser Welt. Entspannung hatten wir an diesem Tag auch nötig. Masada, die herodische Festung in 440 m Höhe und die Höhle von Qumran in denen die ältesten erhaltenen Bibel Manuskripte gefunden wurden, waren die zwei Orte die wir bei +30°C vor dem Toten Meer besichtigt hatten.
Mir persönlich sind am meisten die Begegnungen in Erinnerungen geblieben. An einem Abend hatten wir ein Gespräch mit dem Mönch eines Benediktiner Klosters. Es war sehr interessant, wie spannend dieser Mann von seinem Leben als Mönch und seinem Leben in Israel erzählen konnte. Ich war sehr dankbar, dass Frau Ehrmantraut dieses Gespräch arrangiert hatte, da es mir die Augen geöffnet hat und mich von einer anderen Perspektive auf das Land schauen ließ.
Von historischen Stätten und Gebäuden überladen, Kulturen, die sich vermischen und doch ihren Anspruch auf strenge Trennung geltend machen.
Doch Hoffnung und Wandel bilden die Stützen der Existenz, so deutlich, wie sie wohl nirgendwo sonst wahrnehmbar sind. Eine Woche reicht lange nicht, dieses Land kennen zu lernen, aber eine Woche reicht, um sie wiedersehen zu wollen: Jerusalem, die Stadt aus den weisen Steinen der Geschichte.
Clara Becker, MSS 11