Was ist Jazz?
Reportage: Bei der Aktion „live@school“ unterstützen Mitglieder der SWR Big Band in Schulen im Südwesten die dortigen Musikgruppen. Wir waren bei einem Workshop mit der Big Band des Landauer Max-Slevogt-Gymnasiums. Das gemeinsame Konzert ist am 10. Februar in der Festhalle.
„Achtet mal auf meine Jungs. Die kriegen das schon ziemlich exakt hin“, ruft der Maestro den 25 Mitgliedern der Big Band des Landauer Max-Slevogt-Gymnasiums zu. Der Herr, der hier den Ton angibt, ist niemand Geringeres als der Gitarrist der preisgekrönten SWR Big Band Klaus-Peter Schöpfer. Und „seine Jungs“, das ist die Rhythmus-Gruppe der Big Band der Schule, mit der er im Vorfeld zwei Stunden separat geübt hat.
Es ist einer von drei Workshops im Vorfeld des großen gemeinsamen Konzertes der Big Bands von SWR und MSG am 10. Februar in der Landauer Festhalle im Kontext der Aktion „live@school“, bei der die SWR Big Band die Big Band einer ausgewählten Schule aus Südwestdeutschland unterstützt – dieses Mal die des MSG. Und „Workshop“ bedeutet in dem Fall vor allem eines: Üben, üben, üben.
Schöpfer, der seit 1981 in der SWR Big Band (damals noch SDR-Big Band) spielt, hat dabei sichtlich Spaß an „seinen Jungs“ und der MSG Big Band: „Hier herrscht ein sehr gutes Schülerniveau mit großer Disziplin. Die sind alle sehr motiviert, jeder kann sein Stück schon. Man kann schon musikalisch arbeiten, ins Detail gehen. Da habe ich schon ganz anderes gesehen.“ Und den Spaß überträgt er auf die Schüler, swingt mit den Beats und erklärt der MSG Band, wo die Feinheiten in dem Stück liegen. „Pick up the Pieces“ heißt es, geschrieben von der Average White Band. Für Schöpfer eine Handlungsaufforderung.
Denn auch er pickt sich die einzelnen Passagen heraus, übt sie in „Turnarounds“, also Endlosschleifen, weist hier auf Akzentuierungen hin, da auf „Deadnotes“, also akzentuierte Pausen oder „tote Noten“ und die Schüler setzen es um. Eine mühevolle Arbeit, die sich aber lohnt – denn der Unterschied ist deutlich hörbar.
Mitten hinein in die Proben mischt sich plötzlich Unruhe. Vor der Tür steht Lehrerin Sandra Kammann mit ihrem Bläserensemble aus Fünft- bis Siebtklässlern, die sich den Besuch eines Profimusikers nicht entgehen lassen wollen und sich still und teilweise ungläubig staunend auf die zur Seite gerückten Stühle setzen. Manch einer spielt vielleicht bald selbst in der Big Band – der jüngst dort ist 13 Jahre alt. Da muss man schon mal genauer hinschauen, was die „Großen“ und „der Klaus-Peter“, der sich nicht siezen lassen möchte, da so machen.
Ihnen geht es dabei nicht anders als dem eigentlichen Band-Leiter und für diesen Tag Zuschauer Klaus Hoffmann, dessen Augen regelrecht glühen, als er Schöpfer und „die Jungs“ bei der Arbeit beobachtet. „Er lebt ganz einfach die Musik“, fasst er dies in Worte, beschränkt sich ansonsten auf die Rolle des Gastgebers und hört zu. Wie der SWR-Gitarrist seine Philosophie von Musik und Instrumenten erklärt.
„Jedes Instrument hat ein System, das ihr durchschauen müsst – und dann ist plötzlich alles ganz einfach und ihr macht Musik“. Besonders zur Brust nimmt er sich - natürlich - die Gitarristen. „Ihr müsst nicht jeden Akkord auswendig lernen. Wichtig ist zu verstehen, wie sie funktionieren, welcher Finger was macht – dann kann man auch improvisieren, weiche Übergänge schaffen. Das ist Jazz.“
Aber auch der Rest der Rhythmus-Gruppe bekommt Individualtipps. Und so werden aus den „Rhythmusknechten“ (Schöpfer) die Stabilisatoren der Band. Nun müssen nur noch Blechbläser und Saxofone nachziehen. Aber die bekommen ja auch noch ihre separaten Workshops, dann mit Pierre Paquette (Saxofon) und Karl Farrent (Blechbläser).
Das Publikum darf beim abschließenden Konzert also nicht nur auf die SWR Big Band gespannt sein. (seak)
Info
Das gemeinsame Konzert ist am Montag, 10. Februar, 19 Uhr, in der Festhalle Landau. Im ersten Teil wird die Big Band des MSG für etwa eine Dreiviertelstunde spielen – unterstützt von den Dozenten der Workshops. Nach einer Pause werden dann die Profis von der SWR Big Band
Quelle: Die Rheinpfalz - Pfälzer Tageblatt - Nr. 27, Ausgabe: Samstag, den 1. Februar 2014