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26.11.15

Am Anfang stand die Schreibmaschine

FOTO: IVERSEN

Sie wird das alles vermissen: Die vielen persönlichen Kontakte, das Getrappel unzähliger Füße auf der Treppe, die langen Flure, den knarzenden Holzfußboden: Ruth Kauffmann hat 41 Jahre lang als Schulsekretärin am Max-Slevogt-Gymnasium gearbeitet. Heute wird sie verabschiedet.

Am 1. Oktober 1974 – die Schule war gerade 100 Jahre alt geworden – hat Ruth Kauffmann ihre Stelle am damals „Staatlichen neusprachlichen Gymnasium“ angetreten. Zuvor hatte sie eine kaufmännische Lehre bei der BASF absolviert und dort im Vorzimmer des Abteilungsleiters des Rechnungswesens gearbeitet.Durch ihren damaligen Ehemann kam sie nach Landau. „Die Stadt hat mir gleich gut gefallen“, erzählt Kauffmann. Und die Schüler hätten sich gefreut, „dass eine junge Sekretärin an die Schule kommt“. Damals war sie 22 Jahre alt, also nur wenig älter als die Abiturienten. Es war die Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, der Blumenkinder und der Miniröcke. Bürotechnisch gesehen war die Schule damals aber altmodisch. „Als ich hierherkam, war ich erst mal geschockt“, erinnert sich Kauffmann, „die hatten hier noch eine mechanische Schreibmaschine, während wir bei der BASF damals schon Kugelkopfmaschinen hatten. Es war für mich schrecklich, auf dem Ding rumzuhacken.“ Leser unter 35 Jahren werden jetzt vermutlich fragend die Augenbrauen hochziehen.

In Sachen Büroausstattung hat das MSG (im August 1975 wurde die Schule in Max-Slevogt-Gymnasium umbenannt) natürlich längst aufgeholt. Auch die umfangreiche Renovierung der Schule hat Kauffmann hautnah verfolgt. Vier Schulleiter hat sie im Laufe der 41 Jahre erlebt: Georg Hagedorn, Hermann Brauner, Rainer Rothe und seit drei Monaten Jochen Flohn. „Jeder ist anders“, findet Kauff-mann, „auf jeden musste ich mich neu einstellen, aber ich bin mit jedem gut ausgekommen.“ Die Arbeit habe ihr immer Spaß gemacht, versichert Kauffmann, „es war eine schöne Zeit, ich werde oft daran zurückdenken“.

„Sehr interessant, abwechslungsreich und vielseitig“ seien ihre Aufgabenbereiche gewesen, fasst sie zusammen. Da seien nicht nur die täglichen Kontakte mit Eltern, Ämtern, Lehrern und Schülern gewesen, sondern ebenso die Begebenheiten am Rande: Der Fünftklässler, der weinend durchs Gebäude irrte, weil er seinen Saal nicht finden konnte, und den sie dann persönlich zur richtigen Tür brachte. Die vielen Abigags einfallsreicher Abschlussklassen. „Jetzt erkenne ich manchmal Ehemalige wieder, die kommen, um ihre Kinder anzumelden“, erzählt Kauffmann.

Das alles ist ab heute passé. Jetzt sollen Reisen, Wandern, Radfahren, Sport und Lesen auf ihrem Stundenplan stehen. „Ich will die Zeit genießen“, hat sie sich vorgenommen.

Als sie in den 70er-Jahren nach Landau zog, so Kauffmann, habe sie bei einem Gewinnspiel eines Supermarkts eine Rundreise nach Andalusien gewonnen. Jetzt hat sie Zeit, um sich an weiteren Preisausschreiben zu beteiligen. Wer weiß ...

Von Elke Partovi

Quelle: Die Rheinpfalz - Pfälzer Tageblatt - Nr. 275, Donnerstag, den 26. November 2015, S. 18


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