Freunde statt Feinde
20 Neunt- und Zehntklässler des Landauer Max-Slevogt-Gymnasiums waren am Wochenende bei der Gedenkzeremonie in Verdun unter den 3400 jungen Menschen, die der Opfer der Schlacht gedachten. Wo vor 100 Jahren noch Krieg herrschte, wurden internationale Freundschaften geschlossen.
Das Gemeinschaftsgefühl, sagen die meisten Landauer Schüler, war ihr persönlicher Höhepunkt der Veranstaltung. Mit den Franzosen der Partnergruppe aus Toulouse, die sie vor Ort kennengelernt haben, stehen sie weiterhin in Kontakt. Sogar ein gegenseitiger Besuch wird schon geplant. Dass gerade dort Freundschaften entstehen, wo während des Ersten Weltkriegs noch furchtbare Schlachten tobten, ist wohl Ironie des Schicksals.
Wer bei der Gedenkfeier mitwirken wollte, konnte sich bis Ende März bewerben. Für MSG-Schulleiter Jochen Flohn war auch die besondere Art der Bewerbung seiner Schüler ein Grund dafür, dass gerade sein Gymnasium ausgewählt wurde. „Die Schüler haben sich selbstständig informiert und daraufhin begonnen, persönliche Motivationsschreiben zu verfassen“, sagt er. Vier Wochen später dann die Zusage: Über Fronleichnam geht es für vier Tage nach Frankreich.
In großen 200-Mann-Zelten wurde übernachtet, als Willkommensgeschenk lag auf jedem Feldbett eine Stofftasche mit T-Shirt, Armbändchen und Infomaterial. Zum Frühstück waren Milchbrötchen und Schokoriegel statt Continental Breakfast angesagt. Trotz spartanischen Lebensstils waren die Landauer über die gute Organisation erstaunt. Als einige Teilnehmer über die nächtliche Kälte klagten, wurden nicht nur Heizungen aufgebaut, sondern auch umgehend Decken gebracht. Jede Gruppe hatte zudem einen Tutor, der bei Ablauf und Organisation half. Langweilig wurde es den Landauern nie. Selbst die Shuttle-Bus-Wartezeiten wurden gut überbrückt.
Die Gruppe machte sich auch als „Liedergruppe“ einen Namen. Mit den Franzosen sangen sie entweder gemeinsam oder im Wettstreit deutsche und französische Lieder, zum Beispiel Andreas Bouranis WM-Hit „Auf uns“. „Das Singen ging auch von unserem Tutor David aus, der uns dadurch zum gegenseitigen Kennenlernen anregte“, sagt Svenja. Die Verständigung mit den Südfranzosen war jedoch nicht immer einfach. In Toulouse wird durch die Nähe zum Nachbarland vor allem Spanisch als Fremdsprache angeboten. Erstaunt waren die Franzosen aber vom Sprachlevel der MSG’ler.
Das pädagogische Programm des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) hat den Südpfälzern ebenfalls gut gefallen. Vormittags wurden verschiedene Aktivitäten angeboten: Workshops zur deutsch-französischen Freundschaft, ein Besuch des Schlachtfelds oder ein Rundgang durch Verdun. Nachmittags wurde dann geprobt, nach dem Abendessen gab’s Film- und Theatervorführungen, an einem Abend durfte auch mal gefeiert werden.
Die Schüler sind froh, Teil dieses großen Ereignisses gewesen zu sein. Nicht nur die Eindrücke, die sie durch die bedrückende Stimmung während der offiziellen Zeremonie erlebten, sondern auch die Freude, die sie mit den Franzosen teilen durften, werden ihnen wohl lange in Erinnerung bleiben. „Das sollte ein Mahnmal für uns alle sein, das es im Gedächtnis zu behalten gilt“, so Flohn. (meyd)
Quelle: Die Rheinpfalz - Pfaelzer Tageblatt - Nr. 126 vom 02.06.16